Vergilbte Zeitungen 1

Ach ja ! Längst vergessene Namen tauchen auf, wenn man sich in gar nicht mal so alten Zeitungen die "Reklame" ansieht. Vor allem die "eingesessenen" Fachgeschäfte sind immer weniger geworden und manche der heute noch existierenden Unternehmungen haben eine erstaunlich lange und stabile Vergangenheit. Wie auch immer: hier einige der bekannten Namen aus Industrie, Handel, Gastronomie und allem, was zum täglichen Leben gehört.

 

1963

   

 

 

 

 

Diese Vielfalt der Fachgeschäfte entspricht auch noch dem heutigen Idealbild, das Solinger Kommunalpolitiker noch in den Köpfen herumtragen. Keiner streitet ab, dass dies damals eine irgendwie beschauliche, irgendwie harmonische, irgendwie geordnete Welt war. Aber keineswegs eine heile Welt und schon gar nicht eine Welt, die um ihr Überleben gekämpft hat. Denn wenn sie es getan hätte, wenn die Attraktivität der Fachgeschäfte in jeder Hinsicht zeitgemäß geblieben wäre, warum hätten dann viele von ihnen - von persönlichen Ausnahmen abgesehen - die Segel streichen müssen? Die Bürger kotzen einen die dummdösigen Sprüche der Scheuklappen-Politiker und -Analysten an, die sich darüber beschweren, die Stadt würde von Billigläden überschwemmt, die aber gleichzeitig Infrastrukturprojekte so verkomplizieren, dass es ein Jahrzehnt dauert, bis wirklich mal wieder etwas geschieht. Nicht, dass nichts geschähe. Aber ein Kommunalpolitiker gerät ja schon in Extase, wenn überhaupt etwas geschieht, und sei es irreparabel wenig und hemmungslos falsch. Und außerdem: was haben eigentlich Stadtplaner für ein Recht, sich über Trends der Zeit zu erheben und Bürger, die nun mal gerne in Läden gehen, wo sich ein Euro sparen lässt, gewissermaßen und indirekt als schädlich für die Stadtentwicklung anzusehen? Wir haben alle die Globalisierung gewollt - oder jedenfalls nicht abgewählt, und nun müssen wir uns darauf einrichten. Fachgeschäfte gibt es heute zu Hauf. Zum Beispiel im Internet. Inzwischen bieten über ebay mindestens ebenso viele Solinger Händler regelmäßig Waren an wie es früher Fachgeschäfte in Solingen gab - doch darüber spricht in dieser Stadt keiner. Weil es nicht zum Weltbild passt, das nach Kuscheligkeit verlangt und das sich geistig selbst genügt, weil es sich selbst gebiert. Und jedes Mal, wenn ein Supermarkt schließt, dann geht das Heulen durch Presse und Politik: Ja liebe Leute, wenn sich nichts verändern soll, warum installieren wir dann nicht wieder einen Grafen von Berg, führen die Leibeigenschaft ein, vergeben Lehen und fordern Fronarbeit, regeln die Arbeit in Zünften und mit Privilegien und installieren an jeder Ecke Zollschranken? Das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt auch in Solingen. Ganz im ernst wissen das einige Kommunalpolitiker nicht und denken, sie könnte, indem sie etwas anordnen, die Dinge ändern, indem sie erhalten werden. Aber zum Trost: bei Lichte betrachtet arrangieren sich die Bürger mit der jeweilgs gegebenen Situation.  Solingen funktioniert eigentlich gut. Nicht wegen seiner, sondern gegen seine Amateurpolitiker :-)