Wupperberge

Die große Frage ist: hat sich die Wupper im Laufe der Jahrmillionen ihr Bett durch die Wupperberge "geschliffen" (aha, Schneidwaren), oder folgt sie einem natürlich Spalt zwischen zwei sich von einander weg bewegenden Bergrücken? Die geologische Antwort beginnt in Wuppertal: hätte sie dort Gelegenheit gehabt, auf anderen Wegen dem Rhein, der Nordsee entgegen zu fließen oder ist das Tal der Wupper wirklich der Weg des geringsten Widerstands? Die Antwort ist typisch bergisch: beides.

 

Die Ortschaft Kohlfurth / Burgholz um 1900. Eine typische Situation an der Wupper: Die Häuser mit einem gewissen gebührenden Abstand zum Wasser (Hochwasser war völlig normal, Überschwemmungen an der Tagesordnung), die Hänge, dort, wo sie nicht zu steil sind, etwa zur Hälfte abgeholzt und als Wiese genutzt; der Ort rückt zusammen, Einzelgehöfte sind eher untypisch für Solingen. Die Bauweise ist eine Mischung aus Fachwerk, teilweise mit Schiefer verkleidet, Holzschuppen und Ziegelbauten.

Reproduktion, ausgegeben zum Zöppkesmarkt 1977

 

Es gibt ein paar Stellen, die sind so typisch bergisch, wie die Pyramiden typisch ägyptisch oder der Mount Everest typisch Himalaja. Rüden und Friedrichstal zum einen, Wipperaue und Wupperhof zum anderen sind solche typischen Abschnitte im Tal der Wupper, das eigentlich nur zwischen Sonnborn und Wippe aussieht wie das typische Tal der Wupper (ähnlich wie die Wachau nur ein kurzer Abschnitt der Donau ist oder die Burgen-Rheinstrecke zwischen Bingen und Lahnstein).

Hier ist eine typische Wupperaue zu sehen, von Burg Hohenscheid aus, mit der herrlichen Ortschaft Balkhausen und Blick auf den Pfaffenberg (Höhenzug links).

 

Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund

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Die Aufnahme entstand schätzungsweise Anfang der 50er Jahre. Noch sind die Ortschaften so, wie sie auch einhundert Jahre zuvor waren: dünn besiedelt und überaus pragmatisch-ländlich. Was bis heute tröstet: Eigentlich hat sich im Tal der Wupper nichts geändert.

 

Der "Hohenscheider Teil" von Balkhausen. Mit Erstaunen kann man heute feststellen, dass die Orte früher wo waren, wie sie geschildert wurden: bergisch, romantisch, praktisch, harmonisch.

 

Der senkrechte Aufblick aus der Satellitenperspektive zeigt, dass sich nicht viel an der Ortschaft geändert hat. Ein verträumter Winkel, der sich in seiner Abgeschiedenheit wohl fühlt.

 

In der Tat könnte man auch heute noch mit der Wupperromantik werben und den Fluss in den allerhöchsten Jubeltönen loben (wären da nicht die chemischen Analysen, die zur Vorsicht mahnen, aber auch eindeutig wesentliche und substanzielle Verbesserungen beweisen). Die eigentlichen Wupperufer waren schon immer nur sehr spärlich und vereinzelt besiedelt - und dies hauptsächlich mit Kotten (für die Arbeit). Die Wohnhäuser baute man lieber in einem respektvollen Abstand = Höhenlage zur hochwasser-heftigen Wupper. Da die bergischen Fachwerkhäuser Wände aus Lehm haben, wäre ihnen häufiges Hochwasser sehr schlecht bekommen. So blieben bis heute die Wupperufer in der Tat naturbelassen oder wenigstens in verträgliche landwirtschaftliche Nutzung eingebettet.

 

Geologisch gesehen gehören die Wupperberge - wie das übrige Bergische Land - zum rechtsrheinischen Schiefergebirge. Vor rund 200 Millionen Jahren war es flacher Meeresboden. Vor "kurzem" (erdgeschichtlich gesehen) gab es noch skandinavische Gletscher bis nahe ans Bergische Land (in den letzten 2 Mio Jahren). Zuvor (300, 400 Mio Jahre vor unserer Zeit) gab es Wechsel von Wüste und Urwald-Konditionen; diese Wälder sind die Ursprünge der heutigen Kohlenabbaugebiete (die direkt ans Bergische grenzen). Im Bergischen waren in Urzeiten auch Korallenriffe vorhanden, entsprechende Spuren finden sich in Sedimenten. Das Land hat sich in Teilen mehrfach gehoben und gesenkt. Insofern ist der heutige Zustand auch nur ein Zwischenergebnis; schauen Sie in 30 Millionen Jahren doch noch einmal vorbei ... :-)

Während auf dem Schwarzweiß-Foto oben der Blick von Hohenscheid zum Pfaffenberg zu sehen ist, dreht sich hier die Blickrichtung um 180 Grad: nun schaut man vom Pfaffenberg zur Ortschaft Balkhausen (rechts Mitte) und zur Burg Hohenscheid - markant auf dem Höhenrücken zu sehen. Die kleine Spitze auf dem fernen Hügel (links oberhalb der Burg) müsste der geologischen Logik nach die Widderter Kirche sein.

(Ohne Verlagsangaben)
Poststempel: 6. Febr. 1943

 

Stille Wupper an der Friedrichsaue

Verlag Max Biegel, W.-Elberfeld

 

Logisch, dass eine solche Landschaft immer schon zu Spekulationen über Elfen und Zwerge, Riesen und Wunder, Hexen und Fieslinge, Narren und Schabernack Treibende Anlass gab. Etliche davon sind in diesem Buch aufgeschrieben.