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Zöppkesmarkt 2005 |
Hätte ich jemanden getroffen, dem er am Freitag irgendwie
gefallen hätte, es wäre ja schön gewesen. Nein, irgendwie war oder ist die
Luft raus, weniger Stände, Leere, und das Angebot irgendwie unlustiger
Tand - Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Selbst auf den
Trödelständen liegt nur noch rum, was immer schon liegen geblieben ist.
Wenig wirklich Witziges. Die Idee eines vor allem für karikative Zwecke
bekannten Trödelmarktes erfüllt der Zöppkesmarkt nur noch dank der treuen
Truppen, die schon immer dabei waren und die wie eine Bastion gegen die
Banalität dem Leben noch Würze, Schwung und Charakter geben. Es werden
deren weniger - oder es sind schon so wenige, dass Wehmut aufkommt. Was
jetzt angesagt wäre, ist ein "Relaunch", eine Neubelebung, eine neue Idee,
ein Neustart. Denn es wäre eine Katastrophe, wenn der Zöppkesmarkt zum
Fress- und Sauf-Gelage verkommt. Obwohl: es gehört dazu.
Wie auf einem orientalischen Markt
geht es einmal im Jahr in Solingen zu. Da wird gefeilscht um alles, was
eigentlich nichts mehr wert ist, aber den Leuten gefällt. Und eben weil es
- sieh an! - vor allem Männer mit Hingabe und nicht endendem Engagement
machen, lustig und listig bis zum Anschlag, ist der Zöppkesmarkt doch noch
ein wenig anders als ein dröger Trödelmarkt. Auf dass es ewig so bleibe.
Nur die Händler, die mullprummig (zu deutsch: mies gelaunt) hinter den
Ständen stehen und Geh-Weg-Stimmung ausstrahlen, den sollte man wirklich
deutlich sagen: Bleib weg. |
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Fotografische Impressionen nebst unbotmäßiger Gedanken
eines Rundganges, in vollkommen sinnfreier Reihenfolge präsentiert
Alle Fotos: hgw |
Diesen Service macht den Solingern keiner nach: Reibekuchen in der Kirche
und Schwarzbrot mit Segen. Wenn das der Papst gewusst hätte, wäre er mal
eben von Köln nach Solingen gekommen. Auf ein Krütchen tau dech. |
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Sind Kandidaten denn schon alter Plunder, bevor sie die Chance hatten,
gewählt zu werden? Da passt es, dass der Kandidat der C-Partei am C-Stand
hängt, nämlich dem CVJM. Wenigstens so gesehen haben Markt, Kandidat und
überhaupt Solingen den Segen der Kirche. Gesungen im hohen C. O weh. |
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A pro pos Singen. Schon oft festgestellt, der Bergische singt gerne, aber
nun werden selbst Neander- und Burgtaler bemüht, solches zu tun. Mittig
ein nachgestellter Bärenfellbergischer und rechts ein lebendiger Burger
in Action-Pose. |
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Auch vor Voodoo schreckt man beim Zöppkesmarkt nicht zurück. Wenn es
gilt, Kunden zu vertreiben (oder anzulocken?, wer weiß) sind alle Mittel
recht. |
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Wenn der Trödelmarkt selbst zum Trödel wird, dann findet sich auf dem
Zöppkesmarkt auch ein Buch über den Zöppkesmarkt. Logo. |
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Und weil in Solingen immer de Sunn schön schingt, braucht man den
besonderen Zöppkesschirm. In Bergisch Pepita, kleinkariert. |
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Das berühmteste Solinger Geläut geht leider immer mehr im Hirnlossound
unter, der von den Ständen dröhnt. Dabei schlägt zur vollen Stunde dem
Solinger so melodisch dieselbe. |
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Gott sei Dank gibt es sie noch, die Stände mit den Solingen-Produkten.
Aber wie das so ist mit dem Marketing in Solingen: natürlich produziert
jeder Solinger Betrieb nur Qualität, natürlich wehrt man sich
politischer- und sonstigerseits gegen die Billigläden in der Stadt, aber
verramscht wird die Solinger Qualität nach Art der.
"Alles-muss-weg"-Aktion. Nein, Solingen und Marketing, das passt zusammen
wie ein Puffbesuch des Papstes oder Remscheid und Solingen. |
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Aufgeregt diskutieren diese Männer, ob stimmt, was dem Mädel aufgetragen
wurde (auf dem Buckel zu tragen). Ist doch klar, wenn Politikerinnen sich
anmaßen, einen Staat machen zu wollen, muss die Staatsmacht einschreiten
und es zu Protokoll nehmen. |
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Es scheint, die Ordnungshüter haben überzeugt werden können und flüchten
unters Dach der Frauenunion. Politik braucht Frauen! Wofür? Ach so, damit
Männer beschirmt werden. Na klar. |
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Deutsche Sprach, schwere Sprach. Oder was wollte uns der Dichter hier
sagen. Messer (unterstriche) Gedankenstrich werden Gedankenstrich nochmal
geschärft Ausrufezeichen. Also geschärft. Aha. Geschärft. Wieso nochmal?
Heute nochmal? Oder als Drohung: Also sie werden nochmal geschärft, dann
aber nie wieder!? Und nur Messer, weil unterstrichen. Also keine
Nichtmesser. Aber nochmal: wieso ist das nochmal wichtig, weil rot? Ich
versteh's nicht. Bin ja auch kein Messerschärfer. Hoffentlich nur ein
messerscharfer. |
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Da staunt der Laie und der Fachmann schneidet sich. Rostig Messer
schneiden besser. Fehlt zwar ein e bei Rostig, aber kein Rost an den
Messern. Übrigens ist abschließend die Frage geklärt, wie viel Rost wert
ist. Einen halben Euro. Denn: nicht rostfreie Zöppken kosten 3,50,
rostfreie 4. Das relativiert, ob Solinger etwas vom Marketing verstehen.
Davon zwar nicht, aber von Preisen. Denn für etwas, was nicht da ist
(nämlich der Rost) verlangen sie Geld. Gratulation ! |
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Wenigstens hat einer Solingen lieb, Soooooo lieb, sorry, lingen. Der
Hinter-, Personal-, Flucht- oder Geheimeingang vom der Clemensgallerie.
Durchgehend geschlossene Türe von-bis. |
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Die Mädels von der CDU machen es richtig: Mit Kuchen wird dem Mensch die
Politik versüßt und ein Pott Kaffee macht ihn wach und fit für Gerhard
Schröder. Da lacht das rote Herz. Bemerkenswert, wie eifrig sich übrigens
die Jusos an den Aktivitäten beteiligen (siehe Gruppenbild). |
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So ist es recht. Wenn schon Besucher nach Solingen kommen, dann wollen
wir ihnen auch mal so richtig zeigen, welch ein Saustall das hier ist.
Vor allem macht es Spaß und Laune, so an der Müllkippe seinen Cafe zu
sich zu nehmen. Ärchäologen werden später einmal ihre helle Freude an
Solingen haben und feststellen, dass der Umbau des Graf-Wilhelm-Platzes
etliche Jahrhunderte gedauert haben muss, weil er durch eine dicke
Müllschicht gekennzeichnet ist. Bravo, Solingen, öffentlich Armut und
Schwund in den Kassen führt offensichtlich auch zu einer solchen unter
der Schädeldecke. |
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Regionale 2006 heißt, glaube ich, das Programm, welches sagt, Solingen
solle das schönere Dorf werden. Nun ja, ein zusätzlicher Schweinestall
braucht jedenfalls nicht gebaut zu werden. Das hätten wir uns schon mal
gespart. |
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Da passt es gut, dass just in dem Moment, wo obiges Bild entstand, der
Obus mit der passenden Werbung vorbei fährt. |
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Solingen und Marketing, Solingen und Logik. Das ist eindeutig eine
Weinflasche. Auf der eindeutig für Bier geworben wird. Wenn Sie das jetzt
nicht verstehen, meiden Sie Solingen. Den Rest verstehen Sie dann auch
nicht mehr. |
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Denn: Es ist nicht der Widerspruch, der zu denken gibt. Es ist die
Harmonie, die zur Freude Anlass gibt. Denn wenn schon bordeauxroter
Flaschenstöpsel (Bordeaux ist a eine Stadt, b eine Region, c ein
Weinanbaugebiet, d eine Farbe und steht summa summarum e für Wein), dann
auch bordeaux-rote Haare, ist doch klar. Insofern, die Blondine darf
gehen, die bordeauxigen dürfen kommen. So neu ist das alles. Man geht
halt mit der Zeit. |
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Aber ob die Zeit geht, das weiß ganz allein die Uhr. Und ob die Uhr geht,
das weiß keiner. Deshalb werden schon mal magische Sprüche aufgesagt
("Hört ihr Leute, lasst Euch sagen, die Uhr hat eben zwölf geschlagen" -
oder so ähnlich) und man schaut ganz genau hin. Ist sie denn schon
abgelaufen, die Zeit? Nein, ganz im Gegenteil. Man hat noch reichlich
davon. Grapsch. |
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Bordeaux-gebräunte Lady hinter bordeaux-gefülltem Glas. Mit blonden
Haaren. Wie out ! |
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In dagegen der Trend zum Zweitbauch. Ich weiß wirklich nicht, warum diese
Mode bauchfrei genannt wird. Ich weiß es wirklich nicht. Denn was ich
sehe, sind Mädels und Frauen mit Bauch. Ausnahmslos. Den gönn ich denen,
trage ich doch selber solchigen, aber warum heißt der Trend bauchfrei? An
ihren Bäuchen sollt ihr sie erkennen. |
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Holt mich hier raus. Ich bin ein Kandidat. Aus dem Dschungel der Werbung,
am Körper, an der Wand, an der Laterne, gibt es kein entrinnen auf eine
einsame Insel. Auch wenn die zum Verkauf steht. |
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Das ist Zöppkesmarkt in Reinkultur: fröhliche Menschen, fröhliche
Händler. Da lebt man für. Su mot et sinn. |
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Bestellt und nicht abgeholt. So geht es manchem. Und die, die kommen,
werden gleich mal in die Schranken verwiesen. Halt. Gefahrengebiet.
Zöppkesmarkt. Oder packt die Dame ihre Koffer und wandert aus? Egal,
jeder hat sein Bündel zu tragen. |
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ST-Fotograf in action. Bitte recht freundlich. Und da staunt doch mache,
die daherkommt, wen der Herr mit dem zuckenden Zeigefinger da vor die
Weitwinkellinse bekommt. |
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Hier ist das Vögelchen! Hier, ganz unten. Alles Pepsi, oder was? |
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Das Elend des Zöppkesmarktes. Fast volle Biergläser - und keiner will sie
haben, keiner will sie leer trinken, keiner will wirklich Bier. Da stehen
sie herum und weinen manche kühle Träne. |
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Qual der Wahl: leeres oder volles Glas? Keine Frage: Alkohol gehört
vernichtet. Rein mit dem Bier. |
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Speziell für Politiker: man soll dem Volk aufs Maul schauen, auch und
gerade beim, auf, vor, nach und über den Zöppkesmarkt. Hier Volkes Maul. |
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Da flüchtet selbst Miss Zöpfchen. Die Kranzschleife, pardon, den
Jungfrauen-Kringel lässig über die schmale Schulter geworfen. Zöpfchen
auf die Brust und rein ins Getümmel. Mut muss belohnt werden, diese Dame
ist nun Schutzpatronin der Zöppkesmarktbesucher. |
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Das liebevoll betreute Bierausschütt-Etablissement im Souterrain der
evangelischen Stadtkirche. Wer will, kann hier zwischen zwei PIs* ein
Lied singen, eine Waffel essen oder ein altes Buch kaufen.
* PI = Pinkelintervall, eine im Laufe des abends deutlich abnehmende
Zeitspanne, die im Normalfall bei Damen auf Null reduziert werden kann. |
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International geht es zu auf dem Zöppkesmarkt. Leute aus 130 Nationen
nehmen daran teil. Fremde von überall her. Zum Beispiel aus Ohligs, Wald,
Höhscheid, Remscheid, Schaberg, Hasseldelle, Burg, Cronenberg ....
Trotzdem, mit Händen und Füßen kann man sich gut verständigen. Oder
mit der Standardformel: "Wie jeiht et?" - "Et mott." Oder "Jestern jing
et noch." Mehr intellektuelle Anstrengung muss nicht sein auf dem
Zöppkesmarkt. Man versteht sich auch so. |
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Abends kommt dann ein Hauch von Toskana-Atmosphäre auf, wenn man im
Eiscafé sitzt und Schutz vor Regen sucht. |
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Oder ein dichtes Gedränge wie auf einem orientalischen Nachtbasar
herrscht. Übrigens: Die Uhren auf dem Zöppkesmarkt sind definitiv
billiger als die Batterie, die man zuweilen wechseln muss. Merke: Uhr neu
kaufen, eine Batterie kann man sich nicht leisten. |
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Und dann, leider noch zum Schluss, gelogen wird auch auf dem
Zöppkesmarkt. |
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Typisch für das postkapitalistische Zeitalter: Die Bank ist hell
erleuchtet, die Kirche steht im Dunkeln. Weil sie öffentlich bezuschusst
angestrahlt wird. Und dass geschieht erst, wenn keiner mehr hinguckt. |
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Daher Dank an die Urahnin aller Zöppken, Miss Lewerfrau. Und in diesem
Sinne: mach was draus, aus dem Zöppkesmarkt. Er hat es verdient. |
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