Zöppkesmarkt

Der Zöppkesmarkt. Einst größter Straßentrödelmarkt Deutschlands und anfangs eine hervorragende Idee, weil vor allem karikative Vereine dort durch Verkauf von Trödel Geld machen konnten. Heute leider auch ein Trödelmarkt wie viele andere auch, aber dennoch fester Bestandteil eines jeden Solingen-Jahres.

 

Mann nennt ihn Z1, den Vater des Zöppkesmarktes, Karl-Ernst Evertz, der erst As als Werbeverkäufer war und später Prediger wurde. Von Anfang an war es seine Idee, den Markt mit starken karitativen Elementen attraktiv zu machen. Gruppen, die ihr beim Zöppkesmarkt erzieltes Geld spendeten, waren und sind besonders gern gesehen. Evertz erfand auch die Zöppkesmahlzeit, deren Erlös (wie auch die der Zöppkesmarkt-Lotterie) den Solinger Kinderstuben zugute kommt, deren Gründer der frühere Leiter des Solinger Jugendamtes, Hans Kümpel (oben rechts, leicht verdeckt) ist.

 

Das erste Logo für den Zöppkesmarkt schuf der damals junge Grafiker Elkmar Platte.

 

Als "Mit-Erfinder", zumindest aktiver Geburtshelfer, darf Wolfgang P. Getta gelten, Autor dieses Buches, der die Idee von Evertz für einen Trödelmarkt (damals war das noch ein Novum !!!) gut fand und die Redaktion des Tageblatts begeistern konnte, die Werbetrommel zu rühren.

Gedruckt bei B. Boll, Verlag des Solinger Tageblatts, 1993

Von Anfang an war der "Kinder-Zöppkesmarkt"-Teil atmosphäre-bestimmend. Doch wer will von den Kids schon bei so viel Spaß Disziplin verlangen, weil sie sich einfach niederließen, wo es ihnen Spaß machte, sorgten sie stets für Panik bei den Sicherheitsverantwortlichen, denn nicht selten waren alle Rettungswege zugestellt. Im Laufe der Jahre bekam man das Problem in den Griff, weil man die Kinder auf bestimmte Plätze beschränkte.

 

 

Mancherlei Wettbewerbe sind Begleiter des Zöppkesmarktes. Allen voran die Wahl zur Miss Zöpfchen (einer bewusst falschen Übesetzung). Heute werden draus regelrechte Casting-Shows mit Wahlkampf und Stimmenfang gemacht, früher war es eben eine Gaudi, an der sich wirklich jung und alt beteiligte. Hier eine Miss Zöpfchen aus den Siebziger Jahren und ihre Mitstreiterinnen auf den nächsten Plätzen

Ganz rechts im Bild Verlegerin Edith Boll.

 

Der Wanderpokal für den originellsten Stand ist heiß begehrt, wurde aber immer wieder von den gleichen Gruppen gewonnen, weil sie regelrechte Zöppkesmarkt-Entertainer geworden waren. Hier war mal wieder der Club Mankes dran.

 

1984 startet der CVJM, einer der über alle Jahre einfallreichsten Aussteller, einen Angriff auf den Dicht-Weltrekord und animiert alle Vorbeikommenden, doch ein Kurzgedicht aufzuschreiben.

"Das Erscheinen dieses Buches wurde erst durch die freundliche Unterstützung der Firma K. & E. Sträter, Stanzerei, ermöglicht. Wir bedanken uns herzlich." Friedhelm Sträter, der Gönner, ist seit langen Jahren erfolgreich Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer Remscheid-Solingen-Wuppertal. Typisch für Solingen: wer ernsthaft arbeitet, muss wenigstens Humor haben.

Er dichtete:
"Zum Zöppkesmarkt, da kam der Wilm,
hat gedacht, er säh nen Film,
Hat bei sich den Berger,
gegeben hat's nur Ärger."

Worauf dieser antwortete:
"Wir dichten uns die Finger wund,
damit wir ins Rekordbuch kummt."

 

Und ein später aktiver Kommunalpolitiker wusste:
"Auf dem Zöppkesmarkt seit Jahren,
bieten an die besten Waren
CVJM und JUne Union,
das wusste jeder schon."
M.S.

 

Ein gewisser Hans-Georg Wenke dichtete:
"Ich greife ganz verblüfft
zu diesem Dichterstift;
doch da fällt es mir ein:
ich lass es lieber sein."

Kerstin Ehmke, Sängerin und Fotografin:
"Up'm Zöppkesmarkt ob groß, ob klinn,
sollt ihr all' willkumme sinn."

K.D.xxxx, ranghoher Beamter:
"Solinger Messer sind scharf,
aber im Saufen sind wir stark."
(Man beachte den Reim)

C., ein Hobby-Zauberer:
"Immer wieder kommt es vor,
dass die Muse küsst mein Ohr.
Heute hat sie mich geküsst
drum dichte ich den Mist."

Miss Zöpfchen 84, Bärbel Krybus:
"Ich freue mich heute als Miß Zöpfchen hier zu stehen,
und eigentlich möchte ich nun gehen;

doch die halten mich hier fest.
Das gibt mir für heute den Rest."

Natürlich hat Solingen Originale. Den Schleifer und die Lewerfrau. Und die Dröppelminna (eine Gemeinschafts-Kaffeekanne) und eben die Zöppker, Küchenmesser.

Und deshalb sind diese Plakate des Zöppkesmarktes nach meiner Auffassung die besten, weil motiv-typischsten.

Aber das ist natürlich völlig subjektiv.




 
 

 

 

alle Plakate: postkartengroße Reproduktionen des Presse- und Werbeamtes der Stadt Solingen

Zum Zöppkesmarkt 1973 kam dieser Sonderstempel heraus.


 

2003

Für die einen eine Anknüpfung an die Tradition, für die anderen enttäuschend. So unterschiedlich wurde (wie in den vergangen Jahren auch) das Ereignis #1 in Solingen gewertet. Die Überzahl der gewerblichen Händlern hat dem Markt einen völlig anderen Charakter gegeben, als er ihn zu den Gründungszeiten hatte. Dennoch: alle gehen hin und er ist immer noch die fünfte Jahreszeit in dieser Stadt.

Hier meine persönlichen Favoriten für "Miss Zöppkesmarkt" und "Mister Zöppkesmarkt" 2003

 

 

 

Der Zöppkesmarkt war manchen Sonderstempel wert.

Prägedruck auf Sonderbriefen.