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Burg an der Wupper 2 |
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Vielerorts sind die Dörfer nahe einer Burg nur die "Versorgunsbetriebe" und die "Infrastruktur" der Festung, des Schlosses. Anders Burg, die Zerstörung der Anlage im 30jährigen Krieg und damit auch die Bedeutungslosigkeit der Burganlage zwingt die kleine Stadt, im engen Tal des Eschbachs, wo er in die Wupper mündet, zur Eigenständigkeit in handwerklichen oder Handelsaktivitäten, will sie weiter bestehen.
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Um 1957/58 stand noch dieses Hotel Stadt Burg in Unterburg, direkt neben der Talstation der Seilbahn. Die Straßenbahn fuhr noch, 1959 kam der Obus nach Burg.
Hotel "Stadt Burg"
Details der 50er-Jahre-Normalität samt den wunderhübschen Autos Marke Opel Rekord (P1, Baujahr ab 57) und DKW.
Platow's Kunstanstalt, Düsseldorf |
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Ein interessantes Detail in Unterburg, die Straßenbahnbrücke. Bis 1959 fuhr sie zwar noch bis Burg, die Linie endete aber vor der Brücke auf Solinger Seite. Vor 1945 fuhr sie ein Stück in die Eschbachstraße und endete dort. Die meisten der zu sehenden Häuser existieren, wenn auch in leicht umgebauter Form, noch heute. Robert Fürst, Postkarten-Verlag, Ein wahrscheinlich junger Mann adressierte die Karte an
seinen Vater in Belfast, Ireland und vermerkte: "Dear Father. Had a good
time where marked"; Lieber Vater, habe eine gute Zeit gehabt an den
markierten Stellen.
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Eine ähnliche Perspektive wie die obere Karte. Jedoch ist hier der Weg hoch zum Schloss besser zu erkennen. "Unser Ausflug Sonntag nach Pfingsten. Nach Küppelstein" Rudolf Knuffmann's
Für alle, die Unterburg noch einmal besuchen wollen: schnell hin. In Kürze wird die Zufahrt von Solingen-Krahenhöhe "runter" zwar noch möglich sein, die Rückfahrt auf zwei Jahre aber gesperrt bleiben und der Weg dann über Remscheid und Müngsten führen. |
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Unterburg um 1950. Der enge Straßenzug ist bis heute erhalten geblieben, für eine breite Straße ist kein Platz vorhanden. Lediglich der Eschbach ist kanalisiert, was ihn nicht davon abhält, bei intensivem Regenwetter sich mit schnell steigendem Hochwasser bemerkbar zu machen. Im Großen und Ganzen ist diese Häuser-Ensemble bis heute erhalten geblieben (Wupper ist "hinten", nicht zu sehen) |
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aus: Das Bergische Land und seine Industrie |
Heute ist der Tourismus eine der Hauptgewerbezweige von Burg. Im ausgehenden Mittelalter hatte Burg eine Wollweberzunft, Burger Gewandtuchmacher waren berühmt. Bis Ende des 18. Jhdts. wurden "Burger Läufe", Gewehrläufe hoher Qualität hergestellt. 1796 bereits werden die Burger Brezeln erwähnt - die übrigens damals zu Wupperlachsen ( ! ) gegessen wurden. Sowohl die Decken als auch die Brezeln wurden bis vor rund 100 Jahren von sog. Hausierern im Bergischen Land und darüber hinaus vertrieben. Der Mann ist übrigens namentlich bekannt, er heißt Sebastian Schmitz – Danke an Jürgen Schwedtmann für diesen Hinweis.
Abends, in der Dämmerung, wenn die Lichter angehen, sieht man den Kiepekerl, wie er sich aus der Backstube schleicht, das Pfeiflein anzündet und mit festem Schritte gen Solingen angeht ... Ehrlich ! In Unterburg. Dieses Denkmal wurde dem obigen Foto und der Person konkret nachempfunden. |
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Reproduktion einer Reproduktion aus "Solingen, Porträt einer Stadt", Kunstverlag Bühn, München, 1983
Einer der letzten Brezel-Hausierer, vermutlich im Jahr 1925. |
Der überaus romantische Erholungs- und Ausflugsort Burg an der Wupper im Jahre 1904. Die Postkarten-Rückseite nennt ein heut nicht mehr existentes Lokalität, die sich im südwestwärts führenden Teil (Hasencleverstraße) befunden haben muss: Fried. Wil. Meusch Kunstanstalt Ernst Iserstedt, Elberfeld Ehrwürdige Schwester Conisia
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Eine sehr schöne Sicht auf Unterburg von etwas ungewöhnlicher Perspektive: Nach rechts weg das Eschbachtal (Richtung Remscheid), Remscheid übrigens oben rechts auf dem Berg zu erkennen. Die Wupper fließt "nach unten rechts", die Straße nach links ist die nach Solingen. Das angeschnittene Gebäude steht in etwa dort, wo sich das alte Rathaus Burg befindet (heute Polizeiposten); über die Wupperinsel (nicht mehr existent) führt heute die Seilbahn. Der schmale Weg vorne links ist in etwa im Lauf der heutigen Hasencleverstraße. Aus dieser Sicht ist das Schloss nicht sichtbar (ist auf der Spitze des dunklen Bergrückens, der ganz rechts ins Bild ragt). Verlag Wilh. Fülle, Barmen Dass der Diederichstempel wirklich mal eine "Aussichts-Plattform" war, belegt dieses alte Bild. Heute ist diese Stelle "mitten im Wald". Seitenausriss eines alten Buches, Privatbedsitz
Mehr zum "Tempel" |
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Zum Vergleich: der heutige Anblick. Foto: Michael Tettinger |
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Der seinerzeitige SPD-Ratsfraktionsvorsitzende des bis dato unabhängigen, im Rhein-Wupper-Kreis verankerten Städtchens Burg, Otto Hackenberg, sagte am Schluß seiner Rede: "Die jahrhundertealte Freiheit ist leider zu Ende, aber ein Teil davon wird fortleben". Burg hat 800 Jahre Ortsgeschichte, 150 Jahre Stadt-Freiheit und mehrere Übernahme-Versuche hinter sich, unter anderem durch das Dorf Wermelskirchen in der Franzosenzeit. Am 1. 1. 1975 wurde Burg Stadtteil von Solingen und ist allenfalls noch zusammen mit Höhscheid in der Bezirksvertretung existent. Aber das ist nur die formale Sicht der Dinge: von allen wird Burg als eigenständiges "Kleinod des Bergischen Landes" respektiert.
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"Der Ortsnamensforscher Dr. Heinrich Dittmaier weist den Ortsnamen Burg für das Jahr 1160 als Novo Monte, 1224 als de Castro, 1225 Nouvum Castrum und an anderer Stelle als Castrum de Monte urkundlich nach."
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Dokumentation der »Festlichen Ratssitzung« am 6. Dezember 1974 im Rittersaal von Schloß Burg Herausgeber der Dokumentation: |