Kreis-Intelligenz-Blatt 1890 - 6

Im Grunde unterscheidet sich heutige Zeitungswerbung von der vor 115 Jahren kaum. Allenfalls in Farbe und Form, weniger jedoch in der Art und Weise des direkten und unmittelbaren Anpreisens von Angeboten und Aufmerksammachen auf besondere Leistungen. Auch heute noch sehen manche Seiten der Nachfolgerzeitung, des Solinger Tageblattes, sehr ähnlich aus.

 

 

 

 
 

 

Konzert, Sterben, Vergnügen, Geldeinlagen, Ulanen (Reiterregimente) - alles vorhanden im Städtchen Solingen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klasing & Baumann wurde 1827 gegründet und existierte bis in die 1980er Jahre.

 

Auch hier wieder: "Einkaufs-Tourismus" nach Elberfeld.

Diverse Angebote, die man sich nicht entgehen lassen sollte, vor allem keine Corsettes für 60 Pfennig:
 

 

(Posamente = Kleiderschmuck [Besatzstücke] aus Litzen, Kordeln, Bordüren usw.)
(Capott[hüte] = Haube für Frauen mit breiter Krempe, hinten frei für den Dutt, mit Schleifenbändern zum Zusammenschnüren)
(Als Fischbein werden die Barten von Bartenwalen bezeichnet, eine hornige, biegsam-elastische Substanz)
(Häring = Hering [Fischart, Nordsee]) (Bückinge = Art des geräucherten Herings)
(Feld = gemeint ist der Ortschaftsbereich an der Klingenstraße)

 

Die Ausverkaufs-Regelung wurde erst 2003 abgeschafft.

 

So amüsant die Anzeigen auch zu lesen sind, bergen sie doch auch, damals konnte dies noch keiner wissen, Verbindungen zum vorläufig dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, den unmenschlichen Taten des Nationalsozialismus.

Ein zufällig während der Bearbeitung der obigen 1890er-Ausgabe gefundener kleiner Artikel in der Solinger Morgenpost zeigt, dass auch die Solinger Bürger nicht von den Gräueltaten verschont blieben. Ganz offensichtlich handelt es sich um ein Familienmitglied, wahrscheinlich die Schwiegertochter des oben genannten J. Strauss oder des damaligen Inhabers.