Mundart

Es gibt nur noch wenige Solinger, die sich wirklich trauen, "platt te kallen". Während z. B.  Schwäbisch und Sächsisch, Bayrisch und Fränkisch Dialekte oder Sprachmelodien sind, die als völlig normal angesehen werden, bemüht man sich in Solingen, den jungen Menschen "hochdeutsch" beizubringen. Und so ist allenfalls noch ein "Huhdütsch met Knubbeln" oder ein holperhaftes Platt übriggeblieben. Und allen falls Ältere sprechen noch ungeniert Platt - Ausnahmen mögen diese Regel bestätigen. Regelmäßig haben die Sprachbewahrer und Heimatdichter in den beiden Tageszeitungen eine Plattform. Und ansonsten kümmern sich, liebe- und aufopferungsvoll, drei Insitituionen um den Erhalt der Sprache und deren Präsentation.

 

Das Solingerisch ist eine sehr einfache, direkte Sprache, das etliche eigenständige Vokabeln (Begriffe) kennt, ansonsten aber im rheinisch-riuparischen Dialekt "normale" Begriffe in den zwischen derb "bellend" und lautmalerisch "singend" schwankenden Idiom wandelt. Wobei die Begrifflichkeiten, der Sinn der Wörter oder der für Gegenstände, Umstände, Tätigkeiten, Gefühle usw. gebrauchten Worte eine sehr direkte, wenig umständliche ist. August Scheidtmann hat mit viel Fleiß ein Werk zusammengetragen, in dem man diesen Umstand in der Sprache der Ur-Solinger Handwerker (z.B.  Messerschleifer) nachvollziehen kann. Einige zitierte Vokabeln mögen dies beleuchten.

 

affmaken = abmachen; von der Dicke einer Klinge etwas wegschleifen, eben: abmachen
Bängelslook = Loch an einer Gärtnerschere, um sie mit einem Bindfaden am Gürtel zu befestigen
Blolinnen = etwas aus blauem Leinentuch
Darhäuler = einer, der beim Fallhammer das Schmiedestück (da)hinhält
Fies(t)büdel = "fieser Beutel", gehässiger Mensch
Huhsieden = "hoher Seidener", Sonntagshut, Kappe mit sehr hohem Zylinder, mit Seidentuch bespannt
Kostmüter = auch "Henkelmann", Gefäß zum Mitnehmen und Aufwärmen von Essen (im Kotten, wurde zu Hause gefüllt); Müter, Mute = Vorrat; also: Essensvorrat
Loutspute (gespr.: Lo-uts-Pute) = wörtlich Links-Händer
Packahn = "Anpacker", Hilfsarbeiter, Laufbursche
Schliepersmote = "Scheifermaß", spezielle Metallplatte mit Maßeinritzungen zum Festlegen der Größen von Klingen.

Das Solinger Platt gehört zu den "Niederrheinischen Übergangsdialekten" (rot), allerdings mit starker Anlehnung an das Ripuarische (blau), das man vor allem aus dem Fernsehen als den typischen Kölner Singsang kennt. Nördlich davon ist das Kleverländisch (grün) schon eine leichte Anlehnung an das Niederländische (weshalb man im Rheinland die Holländer gut versteht, sprachlich zumindest). Hart dagegen ist die mental-sprachliche Grenze zum Ostbergischen (beige) oder gar Westfälischen (lila). Leicht ins Rheinland hinein ragt ein Sprachzipfel des Moselfränkischen (braun).

(Städte/Kreise nach Autokennzeichen; symbolischer Umriss des Rheinlandes).

 

Sensation !

Eine der urkomischsten Seiten im Internet ist der Versuch, Wikipedia auf ripuarisch, also "kölsch" darzustellen.
Köstlich !!!!!!!!!

 


Der Prototyp des Solinger Heimatdichters: Peter Witte. Ihm ist eine Brunnenfigur auf dem historisch zentralen Platz der Stadt, dem Alten Markt, gewidmet. Er wirkte vor allem um 1930/40, nach dem Krieg hat er Werke geschaffen, die von Betroffenheit berichten und heute noch betroffen machen.



 

 

 

Eine skurrile, aber wahre und typische Eigenart der rheinischen Sprachen beschreibt der Spiegel in der köstlichen Rubrik "Zwiebelfisch"



 

Der Gründer, F. Otto Hoppe, wurde 1947 von der Solingen-Sektion des Bergischen Geschichtsvereins beauftragt, eine Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Solinger Sprache zu gründen. Erst nach einiger Zeit gelang es ihm, die - typisch für Solingen - heimlich und getrennt dem gleichen Hobby frönenden Solinger zusammenzubringen. Erich Dunisch brachte 1952 den Namenvorschlag Hangkgeschmedden ein und durch.

 

Titelzeichnung: Atelier Wipperkotten
Gestaltung und Texte: Br. Baden, M. Wagner
Druck: Rauhaus & Sohn, Solingen
Auflage 2.000
(beide nachfolgenden Anzeign aus dieser Festschrift)

De Hangkgeschmedden im Jahr 2001

 

Eine Truppe, deren Fleiß und Ausdauer nicht hoch genug gelobt werden kann, deren mediale Präsentation aber, gelinde ausgedrückt, von niederschmetternder Hilflosigkeit ist. Wenn sie - immerhin angesehene Bewahrer der Ur-Solinger Wortgewalt, ihre Bücher zum Verkauf anbieten, sieht dies nach Ramsch und Second Hand aus. Wenn sie, wie im Jahre 2001, 50jähriges feiern, so vergessen sie, auf sämtlichen Seiten das Jubiläumsdatum anzugeben. Eher beiläufig und versteckt im Text erfährt man das Gründungsjahr, 1951. Versteht sich von selbst, dass sie das Internet meiden wie der Teufel das Weihwasser.

 

 

 

Karl Ernst ist einer, der die 50 Jahre des Vereins in voller Länge mitmachen konnte.

 

Ein Vorschlag von Ute Schulz, dem man sich nur anschließen kann:

 

Nen Vürschlag

Kall ens wiëder Sol'ger Platt.
Lier et fortens nöu.
Bruk die Wöörd wie "dat" on "wat".
Bliff der Sproke tröu.
—Sag ens
wiëder Erpelschlot,
Zöppken, Ölk, bedaith.
Dürpel, Klatschkies, Metz on Nout.
Klent dat dann su schleiht?
—Scham dech user Sproke nit,
sag se freï erut.
Wenn't bluß beïm Gelowen blitt,
es dat ehren Dut.
—Kall es
 wiëder Sol'ger Platt,

löppt leïht van der Tong.
Sag es
wiëder "dat" on "wat".
Su blitt lang se jong.

 

 

Nicht nur Deutschlands ältester noch existenter Männergesangsverein, Die Meigener, sind Ursolinger, auch diese putzmuntere Theatergesellschaft, die mit Laienschauspielern jährlich mehrmals ihr Stammpublikum bestens zu unterhalten weiß.

 


 

Regelmäßig für heitere Abende sorgt auch dieser Club der Mundart-Enthusiasten. Ansonsten frönt auch er der Tradition der Mundartfans, möglichst im Geheimen zu bleiben und sich weder durch Kontakt- noch Internet-Adressen bemerkbar zu machen. (Gegen diese Anmerkung protestierte zwar jemand aus dem Verein. Allein, die Homepage kann ich immer noch nicht im Netz finden ... :-)

Insofern liegt der Verdacht nahe, Solinger Platt solle - trotz der Aufforderung der Dichterin Ute Schulz, siehe oben - eine Geheimsprache sein. Schade. Ich weiß von vielen, dass sie gerne mehr darüber lesen würden.

 

 

Empfehlung

 

Dir mir bekannte beste Liste von Solinger Wörtern aus der Arbeitswelt hat der Taschenmesser-Reider August Scheidtmann zusammengetragen. Sie ist veröffentlicht auf der Homepage des Unternehmens Friedrich Olbertz. Für Mundart-Freunde ein absolutes Muss.

 



"Die Solinger Mundart gehört zum ,Niederdeutschen', ist ,niederfränkisch' und speziell ,niederfränkische Übergangsmundart' ", stellt der Solinger Sprachforscher Rudolf Picard fest.

 

Karte aus "Romerike Berge", Zeitschrift für Heimatpflege im Bergischen Land, 24. Jahrgang 19774, Heft 1, April 1974,

Drollige Solinger Vokabeln:

(winzige, rein subjektive Auswahl)

 

  • Aaantast: Hilfe, anpacken

  • Aant: Anfang, Mal

  • Ablong: Neigung, Lust

  • Abüs: Irrtum

  • Adrou: Abzugsgraben vom Schleifkotten

  • akrat: genau, akurat

  • aleg: ganz, total, völlig

  • alt: schon

  • Am(p)felt: Amboss

  • Andiewen: Endivien(salat)

  • anger Kiehr: anderes Mal

  • Antast: Handgriff (angetastet)

  • Apa: kleiner Bach, kleines Gewässer

  • arm Dier hann: Traurigkeit; traurig sein

  • Ärpel: Kartoffel

  • Auler: Speicher (unterm Dach); auch für Alter

  • Backemüß: getrocknete birnen

  • badden: nutzte, half (dat badden dir nix)

  • Bäffken: verzierter Halsschmuck

  • Balgpinn: Kolik (wörtlich: Körperschmerz)

  • ballhürig: nicht folgsam (hört nicht hin, achtet nicht drauf)

  • Bande: Wiese, feuchte Wiese / feuchter Grund

  • Bängel: Band, Kordel, Schnur

  • Bär: wuchtiger Hammerkopf an einem mechanischen Hammer

  • barbes: barfüßig

  • Bartmetz: Rasiermessen

  • Bartmetz: Rasiermesser

  • baselacken: schlurfen, schlendern

  • Baselemanes: Schleimer

  • Baselmahnes: (baiser le main, küss die Hand) Mensch mit übertriebener Höflichkeit, Schmeichler

  • Baselömpken: alte Klamotten (Base = Tante; Lö[ü}mpken = Lumpen)

  • Batzewelm: Mann mit dickem Hintern

  • Bedrullje: Not, Zwangslage, Zwickmühle

  • beerschten: wild laufen, rennen

  • Beff: Zittern

  • Beffken: Halskrause

  • Begeende: Umgebung, Gegend

  • Bekömm: Forderung, was einem zusteht

  • bemohlde Blahdr: Spielkarten

  • benëin: zusammen, in Gesellschaft, miteinander

  • Bensin: Benzin

  • beschëiden: antworten (Bescheid geben)

  • beschote Nöte: Muskatnüsse

  • Besserei: Dünger

  • bestatt: verheiratet (nicht bestattet = beeerdigt! - oder doch?)

  • Bestemuoder: Schwiegermutter (dazu: Bestevader)

  • Bettmann: Bettler

  • betuppen: betrügen, hinters Licht führen

  • Bibbi: Zylinderhut

  • biehrt: sieht aus (wie)

  • Blag: Kind

  • bläuen: blaupliesten (Nachbearbeiten zum Schleifen)

  • blöchen: bellen, auch: husten

  • Blofeder: Eichelhäher (Blaufeder)

  • Blotschen: Holzschuhe

  • böhden: heizen

  • Bokwïterrötsch: Pfannkuchen mit Buchweizenmehl

  • Bölk: Schrei, erstaunter Ausruf ("en Bölk donn")

  • Bolleböhsker: (in Fett gebackene) Teigballen

  • bööksatt: mächtig satt sein

  • Borm: Boden

  • Borscht: Brust; bei Taschenmeser der eckige Endteil im Heft

  • bott: rauh, verletzend, ungestüm

  • Botterflitschen: (flache) Steine flach übers Wasser werfen

  • bower(m): über (örtlich darüber, daher)

  • Böwerschte: der Oberste

  • Böxendrieter: Angsthase, feiger Mensch (vor Angst in die Hose machen)

  • Böxepitter: Weckmann

  • Brassel: Kram, Unrat, Durcheinander, "ein Haufen"

  • Brasseldöchdich: (tüchtig) einer, der intensiv arbeitet

  • brasseln: hart/viel arbeiten

  • Brëimull: Vielschwätzer

  • Brenkel: Böschung

  • Bröllape: (wütend) laut Schreiender

  • Brommel: Brombeere

  • Brunnfott: ungehobelter Mensch, derb, ohne Benehmer

  • Buck: Bauch

  • Bünn: Rinde, Borke, Hülle

  • Burekies: weißer Käse, Magerquark (Bauernkäse)

  • büren: (aufheben)

  • buseln / busseln: langsam sein, herumtrödeln, wurschteln

  • Chresdach: Weihnachten

  • Chreskenken: Weihnachtskind; im übertragenen Sinn: seltsamer Mensch, verwunderliches Geschöpf

  • Compol: besonders guter Freund

  • Dak: Schirm (Dag öberm Kopp), von Dach

  • därrbenn: inzwischen

  • därrweejen: darum

  • dawern: einfältig reden, dumm "quatschen", Blödsinn reden

  • Delekorf: Vogelkäfig in der Diele

  • Dengen: Zimmer, Raum; auch Anbau, Kotten hinterm Haus

  • Deschmetz; Tischmesser (und ein Beweis, warum Solinger Platt so schwer zu lesen und dann auszusprechen ist;

  • dobbeln: Würfeln

  • döckes: oft

  • Döppen, (Bunen) döppen: Topf / Krug, (Bohnen) herauspuhlen; Tunken

  • Dötzken: kleiner Junge (I-Dötzken, Schulanfänger)

  • Döüh: Stoß, Druck (en Döuh aandonn: sich anstellen, zieren; hochnäsig sein)

  • drämmig: schwül, drückend warm, schwere Luft

  • drbutten: draußen

  • Drickes: Dummkopf

  • Drietlochsbitter: Schnaps, Underberg-Korn-Gemisch

  • drölen: langsam gehen oder arbeiten

  • drömmeswellen: darum, deswegen

  • Drou: Bedrängnis

  • dröw Leiht: wörtl. trübes Licht, für langsamen, schwerfälligen Menschen

  • Drüchschliepen: Trockenschleifen (ohne Wasser auf dem Schleifstein); doch der Schleifer sagt das auch, wenn er nichts zu trinken bekommt oder hat

  • Drügfott: humorloser Mensch

  • Druhtenhauen: Murmelspiel

  • Drüttehner: 50-Pf-Stück vor der alten Reichsmark

  • Duckes: Bett ("ech donn mech ennet Duckes")

  • Dudeskeste: Sarg

  • Duffes: Taubenschlag

  • Düll: Beule

  • durch de Köhrt (sinn): auf und davon (sein)

  • Dürpel: Gehweg oder Treppe vor der Haustüre

  • eckersch: sofort, jetzt, schnell

  • eerne Mutzen: irdene Pfeifen (z. b. beim Weckmann)

  • Eesteraug: Hühnerauge

  • Eikiek: starrer/stierer Blick, die Welt um sich vergessen, mit offenen Augen träumen

  • Eïmen: Bienen

  • ens: einmal (kiek ens, schau einmal)

  • Erne Mutz: kurzstielige Tabakpfeife

  • Erpel: Kartoffel (keine männliche Ente)

  • estemieren: beachten, schätzen, hofieren

  • esu: so (et isser esu, so ist es)

  • etzeg: sofort, gleich, sodann

  • Ewerfail: Elberfeld

  • Fazunn: Figur, Form (von fr. façon)

  • Fenüs: (Fournaise) Ofen

  • Ferkes Welm: im Benehmen wie ein Schweinehirt

  • Ferkeskopp: körperlich schmutzig-ekelhafter oder sich daneben benehmender, zotiger Mensch

  • fiddschen: entweichen

  • fies: gehässig, gemein, ekelhaft, unschön

  • Fiesematentchen: vom franz. "visite ma tente", "komm in mein Zelt"; angebliche Aufforderung der Besatzungstruppe an die Madmoiselles auch von Solingen; im übertragenen Sinne: ein Wagnis eingehen, leichtsinnig sein, etwas riskieren

  • Fiesternöllchen: heimliches Liebesverhältnis

  • Fifaulster: Schmetterling

  • figelieren: genau betrachten, spionieren

  • Fihmoll: Salamander

  • finn: übertrieben fromm

  • finnjepließt: besonders gut gemacht

  • flau: schwindelig, unwohl sein

  • Flem: das Roastbeefstück

  • Fletsch: Schirmkappe

  • Flette: Nelke

  • Flitzbogen: Schießbogen (Pfeil und Bogen)

  • Flitzepie: hastender, eiliger Mensch, z. B. auch auf Fahrrad

  • flöck: schnell (anderes Wort: siehr)

  • fohrtens: vollends

  • Fottenhäuer: Schulmeister ("Hinternversohler")

  • freimpen: Grimasse ziehen

  • fückig: seltsam, anders, überraschend, trickreich, gut gelungen, besonders

  • Füerspön: Streichholz (Feuerspan)

  • Funzel: schwaches Licht, trübe/kleine Lampe

  • fuppt: schauken, schwankt; übertragen: geht gut

  • futeln (befuteln): mogeln, betrügen, täuschen

  • Gedöüns: Umstände, Hektik, Arbeit

  • Gefaak: Schrank mit Fächern

  • Geörschels: Umstände, Unruhe, Durcheinander

  • Gleïpe: (schräges) Kellerloch (Rutsche)

  • graimpen: "komisch" gucken, ein Gesicht ziehen

  • Greïden: Gerätschaften, Ausrüstung, Mobiliar

  • Greute / Jreute: Rinnstein auf der Straße, Wasserablauf

  • Grißgro (Griesgroo): Buttermilchsuppe, Graupensuppe

  • Hahneköppen: In Körben festgebundenen Hähnen den Kopf abschlagen

  • Hal: Hagel

  • Halfen: Mieter

  • Hälfken: halber Liter (Schnaps)

  • Häuer: Glasmurmel

  • hauler-de-bauler: sofort, überstürzt, übereilig

  • Häuschen: Handschuhe

  • heh van dennen: von hier (sein)

  • Heïa: (Kinder-)Bett

  • Heih / Hai: Dunst, flacher Talnebel

  • Hëister: Buche

  • Helpe: Hosenträger, Schürzenträger

  • Henkelmann: Behälter zum Aufbewahren und Aufwärmen von Speisen

  • Hillich: (Hilling), Heiratsaufgebot; öffentliche Vorfeuer zur Hochzeit

  • Hippe: Ziege

  • Höhnerböhn: Hühnerstall

  • Hohsterkooken: dicke Lakritze: im übertragen Sinne als Ausruf: Pech gehabt, rein gefallen, getäuscht worden

  • Hongk: Hund

  • Hongksfott: hinterhältiger, gemeiner Mensch

  • Höppschinkes Rich: Spitzname/Hänselei für einen Hinkenden

  • hösch: langsam

  • Hosen: Strümpfe

  • höüpe de Berg: viel (einen Berg voll)

  • Hubbel: (kleiner) Buckel, kleiner Hügel

  • Huddel: Lappe, Aufwischtuch

  • Hühr on Jebühr: was einem zusteht (gehören und gebühren)

  • Hülldopp: (Dilldopp) Kreisel

  • Hummen: Brocken

  • illige Zorte: "eilige Sorte", das Dringendste

  • Jagdsack: Jägersack, in dem Schleifer Waren transportieren: "einen im Jagdsack haben": besoffen sein

  • jalpen: weinen, gähnen

  • jappen: gähnen

  • jau: verschlagen, hinterhältig, nicht vertrauenswürdig

  • Jebiehr: Gebahren, Aussehen

  • Jebünn: fußboden (Bühne, Bretterboden)

  • Jedöhns: Umstände, Aufwand

  • Jenaittesamen: gute Nacht zusammen

  • Jereiden: Geräte, Werkzeugee; aber auch Möbel, Einrichtung

  • Jomerlappen: wehleidiger Mensch

  • jöüstern: schnell, rasch, flink laufen

  • Jreutefipper: kleines Gefährt

  • juschen: etwas schnell ausführen (laufen, fahren, arbeiten usw.)

  • Kafupptich: Schwung (übertragen: mit besonderem Eifer

  • kalbastern: sich schwerfällig bewegen

  • Kalfakter: Diener, Zuarbeiter, Helfer

  • kallen: reden

  • Kallerei: (dummes) Geschwätz, unsinnige Worte

  • kalwern: scherzen, albern

  • Kamesol: Jacke

  • kammesöln: verprügeln

  • Kännchen (Schnaps): 1/16 Liter

  • Kanntuhr: Kontor, büro

  • Kappes: Kohl

  • karsch: ohne Umschweife, direkt, hart

  • Kastemännchen: 25-Pf-Stück (vor der Reichsmark)

  • katschen: schmatzen, laut-vernehmlich essen

  • kattun: aus Baumwolle (Cotton)

  • Kau: Stube (von: Kate)

  • Kauert: Eichhörnchen

  • Kestekouken: Lebkuchen

  • Kibbelbank: Kinder lassen einen Reifen rollen

  • Killingskopp: Kaulquappe

  • klamüsern: sich ausdenken, tüfteln, intensiv nachdenken

  • Klatschies: weißer Magerkäse (Magerquark), fromage blanc

  • Kleffploster: einer, der nicht gehen will (kleben bleibt)

  • Kleppsöller: Tanzboden, Tanzsaal (früher oft obere Etage oder unter dem Dach)

  • Klömpken: (Kümpchen) Bonbon, süßes Zuckerkaramel

  • Klout: Feuerzange

  • knasen: meckern, nörgeln, verhöhnen, lästern, maulen

  • Kniep: Taschenmesser

  • Kniepbüdel: Gehizhals

  • kniepig: geizig

  • Kniest: Streit, Zank

  • Kninn: Kaninchen

  • Knitte: Kreide

  • Knoupnaul: Stecknadel (Knopfnadel)

  • Knubbeln, knubbeln: Knoten, sich stauen / kneten

  • Knuck: Delle, Falte, Biegung

  • Knuff: leichter Stoß, Schlag, freundschaftlicher Klaps; auch: umarmen (knuff mech, knuff deen)

  • knürvelig: unwirsch, mürrisch

  • Knürvelspitter: mürrischer Mensch

  • kodderich: übel sein, unwohl fühlen, kurz vor "speiübel"

  • Koppelieren: zusammentun, kopulieren (nicht, was Sie jetzt denken, vielleicht das aber auch)

  • koppheïster: mit dem Kopf voran, kopfüber (sich überschlagen)

  • Kostmüter: Gefäß zum Transportieren und Aufwärmen von Speisen (nahmen Arbeiter zur Arbeit mit)

  • Kottenbotter: gut mit Wurst (geräucherte Mettwurst oder Blutwurst) und anderen Zutaten (frische Zwiebelringe) belegtes Brot

  • Köü: "Gekautes", Wortbrei, dummes Geschwätz

  • Koump: Kamm

  • Köümpken: kleine Schüssel

  • Koumprad: Zahnrad

  • kranate-: besonders, arg ... (z. B. kranatefalsch, kranatevoll)

  • Krempel: Gerümpel

  • Krente: Johannisbeere

  • Krentenkacker: ein Mensch, dem es sehr genau hält

  • Krommetsvuogel: Drossel (eine lokale Delikatesse, vor allem geräuchert; bis vor 100 Jahren noch absolut üblich)

  • Krönzeln: Stachelbeeren

  • Kröppels: Panhas

  • Kröppen: (hinein) stopfen, würgen

  • Kros, Krohs: Sache, Ding, Zeug; auch: Unordnung, Chaos, Durcheinander; übertragen: langsamer Fortgang

  • krosen: umständlich suchen, arbeiten, sich vertrödeln

  • Kruke: Bettflasche aus Ton

  • Krukestoppen: kleiner Mensch

  • Krüttschen tau dech: Zurckersyrup, "Rübenkraut"

  • Kurm: Kaffeesatz

  • Kürmel(s): Unordnung

  • Küwen: Badebottich (freitags für die ganze Familie)

  • langs (lenges) Schmetz Backes: vorbei sein, hinter sich haben

  • lappen: flicken, besohlen; übertragen: eine Sache in Ordnung bringen

  • leudern/löüdern: spazieren gehen, (ziellost) herumgehen

  • lickersch: gleich, in gleicher Weise, trotzdem, obwohl

  • Linnewewer: gebratener Kartoffelkuchen

  • Linteichen: Narbe

  • loff'r, loffer: lass uns, laßt uns

  • looßleedich: unverheiratet

  • loupsatt: halbwegs satt ("kann noch laufen")

  • Löütepie: Laternenanzünder; übertragen: geistig einfacher Mensch

  • luggen: weinen

  • Lüsch; sech durch et Lüüsch donn: heimlich verschwinden

  • Luster: Ohren, Lauscher

  • man liest ad hoc "de-schmetz", es heißt aber "desch-metz")

  • Mangkmous: "dürjerein jekocht", untereinander gekocht, typisch Bergische/Solinger Art, Essen unappetitlich ungenießbar, aber aufwärmbar zu machen

  • Mäubes: Apfelkern (der beim Essen zurückbleibt)

  • Mauen: Ärmel (jet in de Mauen han: kräftig gebaut sein, in de Mauen kriejen: gut zu essen bekommen)

  • Meerl: Amsel

  • Mellm: Straßenstaub

  • Mestepool: Jauchegrube

  • Metz, Metzer: Messer sing., Messer plur.

  • Mimken: (weibl.) Brust

  • Miß: Katze

  • Möhdmann: Faulpelz, Müßigänger

  • Möhn/Müohn: Tante, übertragen: allte(s) Weib(er)

  • Moll: Maulwurf

  • mönkesmoote: mundgerecht, passend, bequem

  • mools: mal, zuweilen, manchmal

  • Moondschinns Kaarl: (Voll-) Mond

  • mousen: suchen, durcheinander wühlen

  • Muckefuck: Ersatzkaffee (Zichorie); übertragen: dünner Bohnenkaffee

  • mucksig: brummelig, beleidigt, schmollend sein

  • Mullprumm: mundfauler Mensch, beleidigt, auffällig still

  • Muppen: schlechte Stahlwaren, minderwertige Fertigungsstücke

  • Mute: heimliches Versteck (jet in der Mute han)

  • Müter: Kater

  • Muttehauen: Ballspiel (Sauball)

  • nakopps: kahl, glatzköpfig (nacktköpfig)

  • nau: genau (et höült em arg nau)

  • Nestekack: Nästhäkchen, Nachzügler

  • nömmes: niemand

  • Nösel: Rest

  • Nöskes: Kornbranntwein (Marke)

  • Oglöcksdier: Pechvogel

  • Ohlich: Öl

  • Ohrtspohn: Schleifholz (Hilfsmittel, um kleine Gegenstände an den Schleifstein zu drücken)

  • ömmes: jemand  örmen: atmen

  • örklich: langsam

  • Örm: Atem (kort henger Örm, kurzatmig)

  • Ormstog: Atemzug  Ölk: Zwiebel

  • Örschel: Umstände, Besorgnis  Ondouht: "Untugend", Unsinn; Taugenichts

  • Ougestüter: Libelle

  • Packan: Hilfsarbeiter, Helfer ("Anpacker")

  • Peijass: (Bajazzo) einfältiger, aufgeblasener Mensch

  • Penn em Kopp (hann): dünkelhaft, eingebildet

  • Perdswuorscht: Knacker aus Pferdefleisch, die beste der Wel

  • Piepe em Sack haulen: mit seiner Meinung zurückhalten

  • Pillekouken: wie ein Schweizer Rösti, nur viel besser

  • pillgrad: ganz genau grade

  • Pimmelino: Klavier

  • pisacken: quälen, jmd. weh tun

  • Plästern: intensiv Regnen

  • Platz: Weißbrot (Semmel)

  • Plösch: Strauß, Bündel

  • Plümm, Plümmel, Plümmen: Quaste, Troddel

  • plümmerant: unwohl sein

  • Plüsch: in Alkhol getauchtes Stück Zucker

  • Plüschprummen: Aprikosen

  • Pödd: Frosch

  • Pöddelstöhl: Pilze

  • Pöhlscheschiëten: Solinger Form des Boccia

  • Pohschden: Ostern

  • Pöngel: Haufen, Berg, Bündel

  • pöngeln: auf dem Buckel / schwer schleppen, tragen

  • pöngeln: schwer tragen

  • poorten: pflanzen

  • Posselin: Porzellan

  • pottern: ungeschickt arbeiten, unbefugt herumsuchen

  • prakesieren: denken, nachdenken, überlegen

  • pratt nit lang: zier/sträube dich nicht

  • prötteln: unentwegt reden

  • Prümmteback: Priemtabak, Kautabak

  • Puckels Verwandschaft: die liebe Familie, krummbuckelnde Erbschleicher

  • Puckelsnünn: krummer, gebeugter Mensch

  • puddelig nackt: völlig ausgezogen

  • Puhten: Hände, Pfoten (in de Puhten jespockt = kräftig zugelangt)

  • püstig: schweratmend; auch püstig satt (sein)

  • quasen: mit Wasser/Schlamm rumspielen, matschen

  • Quellmann: Pellkartoffel

  • quengeln: ungeduldig drängeln (vor allem bei Kindern)

  • raderkastendoll: total verrückt, aufgeregt, nervös

  • Raimel: dicke Scheibe, ordentliches Stück

  • Reis: Mal, (dös Reis, dieses Mal)

  • Rett, op'm Rett sinn: unterwegs sein

  • röppen: bewegen ("röppt sich nit mie")

  • rösdeg: sofort

  • rouh Wölfgen jahren: poltern, donnern, schimpfen

  • Rouhnösel: rauher, derber, rücksichtloser Mensch

  • Ruhten: Fensterscheiben

  • Schaff: Schublade

  • schängen: schimpfen

  • Schibbeln, Schibbelsbaan: Kegeln, Kegelbahn

  • Schickse: herausgeputztes Frauenzimmer/Mädchen

  • Schlappen: (Haus-)Schuhe

  • schlappen: verschütten

  • Schlawitt, Schlawittchen: Kragen, Jackenkragen (am Schlawittchen packen)

  • schleiht Körschken: durchtriebener, hinterhältiger, betrügerischer Mensch

  • Schleihte: Wupperwehr

  • Schliekefänger: einer, der andere hinters Licht führen oder üerlisten will (sich als Fänger heranschleicht), listiger Mensch mit nicht guten Absichten

  • Schlot: Salat, Schloss

  • Schluffen: Hausschuhe, Filzpantoffeln; übertragen: Ehemann, der nichts zu sagen hat (armen Schluffen)

  • Schmait: Hunger, Schmacht

  • Schmecke: biegsames Stöckchen

  • schmerig benëin (sinn): gemütlich zusammen (sein)

  • Schmermetz: Brotmesser, Gebrauchsmesser

  • Schmerpull: Dreckspatz, Schmutzfink, unsauberer Mensch

  • Schnakefänger: lustiger, albernder Mensch

  • Schnübbeln: Naschen

  • Schoolmeischter: Lehrer, Rektor

  • Schöttchen: Schublade

  • schroh (sinn): schlecht (sein)

  • schubbig: unangenehm kühl/kalt

  • Schüödelplaggen: Spültuch, Abwaschtuch

  • Schürkar: Schubkarre

  • Schwaderlappen Schwätzer/in

  • Seckommel: Ameise

  • siehr: schnell

  • Söller: obere Stockwerke, Speicher/Dachbodens

  • Söülttonn: Salztonne, Einmach-Kübel

  • Spass an der Freud': lustig und vergnügt sein

  • Spekelieriser: Brille (lat. speculari)

  • spier, Spier: bißchen, Etwas

  • Spierken: kleines (dünnes, zerbrechliches) Stück, zartes Kind

  • Sprool: Star (Vogel)

  • staats: prächtig, toll, macht was her (staats Weit, prächtiges Mädchen; staats gemackt: sich schön angezogen))

  • stawen: schwerfällig, unbeholfen gehen

  • Stellmous: Rübstiel, Stielmus

  • stiekum: heimlich

  • stix: steil

  • Stokenieser: Schürhaken; Mensch, der andere gegeneinander aufhetzt

  • Stößken: 2/10-L-Glas (kleines Bierglas)

  • stracks: sofort, direkt, unmittelbar ("stracks gelogen")

  • ströppen (affströppen): abziehen (z. B. Johannisbeeren von der Rispe ziehen)

  • Strungsbüdel: Angeber

  • strungsen: angeben

  • Stupp: Pfeifenkopf

  • Stuppmann, Stuppes: niedliches kleines dickes kugeliges Kind

  • tacken: (sich) zanken [engl.: tackling]

  • Tast: Augenblick, kleine Weile (sett dech en Tast)

  • te Jang: dran sein, gerade tun, an der Reihe sein

  • tem Frack: jetzt erst recht, widerborstig trotzig

  • Teute: Kanne, Milchkanne

  • tirweln: sich beeilen, rollen/drehen

  • Tirwelspitter: flinker Junge, Radschläger, Zappelphilip

  • Totterfott: Schwätzer, redseliger Mensch

  • tottern: unentwegt reden, schwätzen

  • Tranfunzel: träumender Mensch, langsamer Denker

  • Tüdderpohl: Pflock, an dem eine Ziege angebunden wird

  • Tummelöüt: Purzelbaum

  • tuppen: anstoßen

  • ungerein jekocht: Eintopf (Gemüse, fettes Fleisch/Speck, Kartoffeln)

  • Ürzen: Speisereste

  • Ussel: ungepflegter Mensch, fahrig (auch: Usselskopp, Usselsdier)

  • utmaken: fertig machen

  • veerkammesölen: (Hintern) verhauen

  • verdonnesminner: vergebe mir, Verzeihung

  • Vigelin: Violine

  • Vijülscher: Veilchen, Stiefmütterchen

  • virjeln: etwas ungeschickt abschneiden, fummeln

  • Vuogelskau: Fangplatz für Vögel

  • wallens: "wohl mal"

  • Welm; den decken Welm erutkihren: sich aufplustern, angeben

  • Wenkel, Wenkelswar: kleiner Lebensmittelladen, Lebensmittel, Kurzwaren, Spezereien

  • wenkwackeln: ohrfeigen

  • wibbeln, Wibbelsteert: zappeln, Zappelphilip

  • Wiesnas, Wiesnas Neuschier: neugierger Mensch

  • Worbeln: Waldbeeren

  • Zafferohn: Safran

  • Zaus: Souce

  • Zeïmpe: Träne

  • zelewen nit: niemals

  • Zeretten: Zigaretten

  • Zoppe Kappes: Sauerkraut

  • zoppen: tunken, eintauchen

  • Zöppken, Zoppemetz: kleines Küchenmesser

  • Zuckerpuddel: süßes Mädel

  • Zupp: Supper (Eertzenzupp)

 

 

"Solingerisch", das korrekt "Soliger Platt" heißt, ist keine streng einheitliche Sprache. Wenige Kilometer Luftlinie - etwa von Höhscheid nach Merscheid - verändern schon die Aussprache. Das Gräfrather hat schon deutlichen Klang Richtung Wuppertalerisch, der Sprachgrenze zum Westfälischen (typisch die J-G-Verschiebung, jöüstern zu gäustern). Etliche Worte stammen aus der Franzosenzeit und wurden "eingesolingert", etwa Fazunn für Façon (Form, Art, Wesen). Über die Schreibweise gab es lange fundamentale Differenzen, heute hat man sich auf eine Form verständigt (gestützt von den Hangkgeschmedden), die allerdings massive Schwierigkeiten beim Lesen+Aussprechen mit sich bringt. Die Eigenart der jeweiligen "rheinisch gefärbten"  "Lautverdrehung" kommt explizit nicht zum Ausdruck. Denn es müsste schon richtig "Solijer Platt" heißen, weil Solingen "Solich" und "Solijer .. soundso´" gesprochen wird. Vor allem der Klank von "ei-"-Vokalen ist schwierig: "ai", "ee-i" "e(i)". Man behilft sich mit den ansonsten im Deutschen nicht gebrauchten Buchstaben ë und ï - e und i jeweils mit einem Doppepunkt darüber. Ein Vorschlag der 30er Jahre, "ej" zu schreiben - was m. E. die beste, stimmigste Lösung wäre - hat sich nicht durchgesetzt. So ist eben Geild, Geld, nicht G-ai-ld, sondern J-e-i-ld. Manchmal auch wie "Jellt" gesprochen. Ebenso geht es der Aussprache des s: mal scharf, mal sanft, ss nicht immer nur hart, sondern manchmal auch betont - eben nicht einheitliche. Eine reformierte Schreibweise würde wahrscheinlich dem Lesen und damit dem Annähern an Solijer Platt Aufschwung geben können. Ich kenne keine Person, die jemals einen Artikel oder sogar ein Buch "hintereinander weg" gelesen hätte, weil es nur für "Hardliner" lesbar ist.                  hgw

Solinger Maßbezeichnungen

"Echte" und solche, die "hilfweise" zum Maß umfunktioniert wurden.

Maße Solinger Bezeichnung Übersetzung
unbestimmte Maße Arwel Arm voll
Bongk Bund
Brodt Brett, Trage
Büörd "so viel man tragen kann"
Busche Busch
Driët [sorry:] Scheißhaufen, gemeint als: Kleinigkeit, ein wenig, nur ein bißchen
Dropen, Dröppken Tropfen, Tröpfchen
Frongk ???????
Gedrag Trage
Haufel Haufen
Heïmert ???????
Houp Haufen
Höüpe, auch: Höüpe de Berg Haufe, sehr viel
  Hummen Brocken
Kaar Karre
Keste, Keßken Kiste, kleine Kiste
Kill "etwas", kleines Stück
Kluten dickes/dickeres, größeres Stück
Knöül Knäuel
Laken soviel, wie auf ein großes
Tuch passt
Pack, Päcksken Paket, Packung
Pill; Pillschen Stück, Stückchen
Plösch Strauß (Blumen)
Püngel Bündel
Raimel dicke Schnitte
Sitt Seite
Schiff Scheibe
Schleïpe ????
Schniët Schnitte
Schobben ???? (Schoppen?)
Schoot Schoß, Schublade, Tragebrett
Schuot Schuss
Schur, Schürken Schauer, Schäuerchen
Spell ????
Spierken kleines Stück
Striëmen Schote, Rispe
Struk, Strüksken Strauch
Tast kleines bißchen
Triebes Rispe
Trobbel i. e. handvoll (Früchte)
Zoppe ????
Schwitte ????
Hohlmaße Blos, Blösken Blase, Tüte
Büdel Beutel
Döppen, Döppken Topf, kleines Fäßchen, kleines Glas
Dus, Düsken Dose, Döschen
Faat Fass
Fläsche Flasche
Kann Kanne, Flasche
Kor großes Glas voll
Korf Korb
Koump, Köümpken Kumpen, Schüssel
Kruke Tonflasche, verschließbarer (Metall-) Behälter
Küwen wasserdichter tragbarer Bottich, offenes Fass
Leffel, Leffelschen Löffel, Löffelchen
Mang (größerer) Tragekorb
Oort ?????
Pann Pfanne voll
Pott, Pöttschen
Schüppe Schaufel
Stößken kleines Glas
Tonn Tonne

Das Solinger Tageblatt wollte es wissen und schickte Brigitte Baden, Mitglied der Hangdgeschmedden, als Liëwerfrau in die Innenstadt. Deutlich merkt man den 3 jungen Herren an, mit welcher Überzeugungskraft sie sich mit solchen Heimat-Attributen identifizieren. Jedenfalls können sie jetzt über den Begriff "Kulturschock" persönlich Auskunft geben.

 

Solinger Tageblatt 22.10.03
Foto Uli Preuss

Viel zu früh starb die rege und unermüdliche Vorsitzende des Solinger Mundartvereins.

SM Weihnachten 2005

 

Vornamen

Der Solinger an sich und der plattkallende im Besonderen haben eine sehr eigene Art, mit Namen umzugehen. Was sich nicht verballhornen lässt, taugt nichts. Kostproben:

Solinger Platt

hochdeutscher Name

Aeu

August

Annekatring

Anna Katharina

Änneken

Anne

Beertes

Bertram

Duhres

Theodor

Elsbett

Elisabeth

Fern

Ferdinand

Frie

Fritz

Hankes

Hans-Klaus

Hannemicke

Johanna Maria

Hennes, Hannes

Hans, Johannes

Jitta

Margitta

Jöhr

Georg

Julchen

Julia, Juliane

Jüller

Julius

Jünner

Günther

Jupp

Josef

Kaahl

Karl

Karling

Karoline

Köübes

Jakob

Maritzebill

Maria Sibylla

Mickchen

Maria

Mönn

Monika

Nobbes

Norbert

Ott Otto

Päule

Paul

Pi, Pitter

Peter

Röb

Robert

Ruddl

Rudolf

Weller

Walter

Welm

Wilhelm

Ziß

Franziska

 

Das Bergische Lied

Ein jedes Wort: ein Hammerschlag!
Ein jeder Vers: ein Schwert!
Und jede Strophe: stets ein Mann,
Der Recht und Freiheit ehrt.

Das ganze Lied: ein einig Volk,
Das stark für Land und Haus,
Steht kampfbereit und felsenfest
In Friedens Schaffensbraus!

So war seither, so ist auch heut',
So soll in Zukunft sein
Ein frohes, freies, frisches Lied
Im Bergerland am Rhein.

Karl Stursberg

Solinger Sprichwörter

Wo die Frau kallt für den Mann,
Dat Hohn kräht für den Hahn,
De Katze löppt für der Mus 
Do dougt et nit em Hus.

Wir läuven all an einen God,
Äwer wir äten nit all ut einem Pott.

Dem einen sinnen Dud
Es dem angern sinn Brud.

Rike Mann Kenger
On arme Mann Renger
 
Send früh grut.

Twei Hahn op der mesten,
Twei Fuhrlüdd am Wagen,
Twei Wifer em Huße
 
Können sich nitt verdragen.

Su den Täng, su de Häng.
Su de Backen, su de Hacken.

Jong gefreit
hätt nömmes geröut.

Lange Hoor, korten Verstangk.

Arm Hippe, froot so gout.
Als se to freten ophürden,
geng se kapott.

Wiewer, Hippen, Wengk on Glück
weeßeln alle Ogenbleck.

Et es besser, dat de Buck bascht,
äs dat de godde Kost vederft.

Bokweten Rötsch met Olk
es en Freten för et arme Volk.

Wat de Bur nit kennt, dat frett hä nit.
Äwwer suppen dööt hä et doch!

Arm Lütt
is en usselig Vlk.

Nix is omsüss.
Selbst der Tod kost et Lewen.

He saiht, sëiht sie,
su säht sie hät he gesëiht.
Soll dat sinn, dat sie dat sëiht
dat he dat soll gesaiht han?

Herausgeber: Hugo Willms
Bergischer Heimatverlag, Niedergaul über Wipperfürth
Druck: Karl Eicker, Wipperführt
Einband: Josef Perder, Engelskirchen
Das Bild zeigt das Jan-Wellem-Denkmal auf dem Düsseldorfer Rathausplatz
Foto: Dolf Siebert

Solinger Begriffe

in englischer und französischer Übersetzung

deutsch

english

francais

Bergisches  Land

Berg's country

de monte

Besteck

cutlery, flatware, silverware, canteen

couvert, étui

Degen

epee

épée

Dolch

dagger, dirk, snickersnee

dague, poignard

Fachwerk

carcass, timber-framed

colombage

Fahrtenmesser

sheath knife

couteau scout

Gabel

fork

fourch, fourchette

Gießer

molder, moulder

fondeur

Klinge

blade

lame

Korkenzieher

corkscrew

tire-bouchon

Küchenmesser (Zöppken)

kitchen knife

coutelas

Löffel

spoon

cuillère

Messer

knife

couteau, surin

Portepee (Trobbel)

sword knot

Portepee

Rasierklinge

razor blade

lame, lame de rasoir

Rasiermesser

razor

rasoir

Säbel (kölnisch: Zabel)

sabre (amer.: saber)

sabre

Schere

pari of scissors, cutter, shears

ciseau

Schleifer

grinder, polisher, slider

affuteur, aiguiseur, ponceur, rectifieur

Schmied

smith, forger, farrier

forgeron, forgeur

Schwert

sword

épée, glaive

Vorlegebesteck

carving set, serving cutlery

-

Warentransporteurin (Lewerfrau)

distributor

fournisseuse

Werkstatt (Kotten)

atelier

workshop

zweihänd. Schwert

double-edged sword

espadon

 

 

Das Bergische Land hat viele Dichter - Heimatdichter. In Novellen, Romanen, in Prosa und Versen besingen und bejubeln sie meist ein Land, das vor Tatkraft strotzt und in dem die Menschen treu aber dickköpfig, fleißig aber lebenslustig, gesellig aber kritisch sind. Etliche Literatur geht historisch sorgfältig mit Ereignissen und Personen um, in vielen Büchern wird vorischtig bis massiv Kritik geübt, vor allen an den sozialen und politischen Verhältnissen. Aber vieles in der Heimatliteratur ist für heutige Verhältnisse nicht mehr nachvollziehbar, es bejubelt die Schönheit eines Landes, die zwar gegeben, aber nicht übermäßig ist. Und verherrlicht Kaiser, Volk und Vaterland in einer Art und Weise, die nicht selten peinlich oder geradezu blind erscheint. Dennoch bleibt eine Menge Lesenswertes, leider heutzutage fast nur noch in Archiven oder Museen einsehbar oder allenfalls per Zufall auf Flohmärkten oder bei eBay zu kaufen.

Das Bergische Land in der Dichtung
Herausgegeben von Dr. Wilhelm Rees
Verlag von A. Martini & Grüttesien GmbH., Elberfeld 1925

Rees war Archivdirektor in Remscheid.