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Es gibt nur noch wenige Solinger, die sich wirklich trauen, "platt te kallen". Während z. B. Schwäbisch und Sächsisch, Bayrisch und Fränkisch Dialekte oder Sprachmelodien sind, die als völlig normal angesehen werden, bemüht man sich in Solingen, den jungen Menschen "hochdeutsch" beizubringen. Und so ist allenfalls noch ein "Huhdütsch met Knubbeln" oder ein holperhaftes Platt übriggeblieben. Und allen falls Ältere sprechen noch ungeniert Platt - Ausnahmen mögen diese Regel bestätigen. Regelmäßig haben die Sprachbewahrer und Heimatdichter in den beiden Tageszeitungen eine Plattform. Und ansonsten kümmern sich, liebe- und aufopferungsvoll, drei Insitituionen um den Erhalt der Sprache und deren Präsentation.
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Das Solingerisch ist eine sehr einfache, direkte Sprache, das etliche eigenständige Vokabeln (Begriffe) kennt, ansonsten aber im rheinisch-riuparischen Dialekt "normale" Begriffe in den zwischen derb "bellend" und lautmalerisch "singend" schwankenden Idiom wandelt. Wobei die Begrifflichkeiten, der Sinn der Wörter oder der für Gegenstände, Umstände, Tätigkeiten, Gefühle usw. gebrauchten Worte eine sehr direkte, wenig umständliche ist. August Scheidtmann hat mit viel Fleiß ein Werk zusammengetragen, in dem man diesen Umstand in der Sprache der Ur-Solinger Handwerker (z.B. Messerschleifer) nachvollziehen kann. Einige zitierte Vokabeln mögen dies beleuchten. |
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affmaken = abmachen;
von der Dicke einer Klinge etwas wegschleifen, eben: abmachen |
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Das Solinger Platt gehört zu den "Niederrheinischen Übergangsdialekten" (rot), allerdings mit starker Anlehnung an das Ripuarische (blau), das man vor allem aus dem Fernsehen als den typischen Kölner Singsang kennt. Nördlich davon ist das Kleverländisch (grün) schon eine leichte Anlehnung an das Niederländische (weshalb man im Rheinland die Holländer gut versteht, sprachlich zumindest). Hart dagegen ist die mental-sprachliche Grenze zum Ostbergischen (beige) oder gar Westfälischen (lila). Leicht ins Rheinland hinein ragt ein Sprachzipfel des Moselfränkischen (braun). (Städte/Kreise nach Autokennzeichen; symbolischer Umriss des Rheinlandes). |
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Sensation ! |
Eine der urkomischsten Seiten im Internet ist
der Versuch, Wikipedia auf ripuarisch, also "kölsch" darzustellen.
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Der Prototyp des Solinger Heimatdichters: Peter Witte. Ihm ist eine Brunnenfigur auf dem historisch zentralen Platz der Stadt, dem Alten Markt, gewidmet. Er wirkte vor allem um 1930/40, nach dem Krieg hat er Werke geschaffen, die von Betroffenheit berichten und heute noch betroffen machen.
Eine skurrile, aber wahre und typische Eigenart der rheinischen Sprachen beschreibt der Spiegel in der köstlichen Rubrik "Zwiebelfisch" |
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Der Gründer, F. Otto Hoppe, wurde 1947 von der Solingen-Sektion des Bergischen Geschichtsvereins beauftragt, eine Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Solinger Sprache zu gründen. Erst nach einiger Zeit gelang es ihm, die - typisch für Solingen - heimlich und getrennt dem gleichen Hobby frönenden Solinger zusammenzubringen. Erich Dunisch brachte 1952 den Namenvorschlag Hangkgeschmedden ein und durch.
Titelzeichnung:
Atelier Wipperkotten |
De Hangkgeschmedden im Jahr 2001
Eine Truppe, deren Fleiß und Ausdauer nicht hoch genug gelobt werden kann, deren mediale Präsentation aber, gelinde ausgedrückt, von niederschmetternder Hilflosigkeit ist. Wenn sie - immerhin angesehene Bewahrer der Ur-Solinger Wortgewalt, ihre Bücher zum Verkauf anbieten, sieht dies nach Ramsch und Second Hand aus. Wenn sie, wie im Jahre 2001, 50jähriges feiern, so vergessen sie, auf sämtlichen Seiten das Jubiläumsdatum anzugeben. Eher beiläufig und versteckt im Text erfährt man das Gründungsjahr, 1951. Versteht sich von selbst, dass sie das Internet meiden wie der Teufel das Weihwasser.
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Karl Ernst ist einer, der die 50 Jahre des Vereins in voller Länge mitmachen konnte.
Ein Vorschlag von Ute Schulz, dem man sich nur anschließen kann:
Nen Vürschlag
—Kall ens wiëder Sol'ger
Platt.
löppt leïht van der Tong.
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Nicht nur Deutschlands ältester noch existenter Männergesangsverein, Die Meigener, sind Ursolinger, auch diese putzmuntere Theatergesellschaft, die mit Laienschauspielern jährlich mehrmals ihr Stammpublikum bestens zu unterhalten weiß. |
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Regelmäßig für heitere Abende sorgt auch dieser Club der
Mundart-Enthusiasten. Ansonsten frönt auch er der Tradition der
Mundartfans, möglichst im Geheimen zu bleiben und sich weder durch
Kontakt- noch Internet-Adressen bemerkbar zu machen. (Gegen diese
Anmerkung protestierte zwar jemand aus dem Verein. Allein, die Homepage
kann ich immer noch nicht im Netz finden ... :-) Insofern liegt der Verdacht nahe, Solinger Platt solle - trotz der Aufforderung der Dichterin Ute Schulz, siehe oben - eine Geheimsprache sein. Schade. Ich weiß von vielen, dass sie gerne mehr darüber lesen würden. |
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Empfehlung
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Dir mir bekannte beste Liste von Solinger Wörtern aus der Arbeitswelt hat der Taschenmesser-Reider August Scheidtmann zusammengetragen. Sie ist veröffentlicht auf der Homepage des Unternehmens Friedrich Olbertz. Für Mundart-Freunde ein absolutes Muss.
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"Die Solinger Mundart gehört zum ,Niederdeutschen', ist ,niederfränkisch' und speziell ,niederfränkische Übergangsmundart' ", stellt der Solinger Sprachforscher Rudolf Picard fest. |
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Karte aus "Romerike Berge", Zeitschrift für Heimatpflege im Bergischen Land, 24. Jahrgang 19774, Heft 1, April 1974,
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Drollige Solinger Vokabeln: (winzige, rein subjektive Auswahl)
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"Solingerisch", das korrekt "Soliger Platt" heißt, ist keine streng einheitliche Sprache. Wenige Kilometer Luftlinie - etwa von Höhscheid nach Merscheid - verändern schon die Aussprache. Das Gräfrather hat schon deutlichen Klang Richtung Wuppertalerisch, der Sprachgrenze zum Westfälischen (typisch die J-G-Verschiebung, jöüstern zu gäustern). Etliche Worte stammen aus der Franzosenzeit und wurden "eingesolingert", etwa Fazunn für Façon (Form, Art, Wesen). Über die Schreibweise gab es lange fundamentale Differenzen, heute hat man sich auf eine Form verständigt (gestützt von den Hangkgeschmedden), die allerdings massive Schwierigkeiten beim Lesen+Aussprechen mit sich bringt. Die Eigenart der jeweiligen "rheinisch gefärbten" "Lautverdrehung" kommt explizit nicht zum Ausdruck. Denn es müsste schon richtig "Solijer Platt" heißen, weil Solingen "Solich" und "Solijer .. soundso´" gesprochen wird. Vor allem der Klank von "ei-"-Vokalen ist schwierig: "ai", "ee-i" "e(i)". Man behilft sich mit den ansonsten im Deutschen nicht gebrauchten Buchstaben ë und ï - e und i jeweils mit einem Doppepunkt darüber. Ein Vorschlag der 30er Jahre, "ej" zu schreiben - was m. E. die beste, stimmigste Lösung wäre - hat sich nicht durchgesetzt. So ist eben Geild, Geld, nicht G-ai-ld, sondern J-e-i-ld. Manchmal auch wie "Jellt" gesprochen. Ebenso geht es der Aussprache des s: mal scharf, mal sanft, ss nicht immer nur hart, sondern manchmal auch betont - eben nicht einheitliche. Eine reformierte Schreibweise würde wahrscheinlich dem Lesen und damit dem Annähern an Solijer Platt Aufschwung geben können. Ich kenne keine Person, die jemals einen Artikel oder sogar ein Buch "hintereinander weg" gelesen hätte, weil es nur für "Hardliner" lesbar ist. hgw |
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Solinger Maßbezeichnungen "Echte" und solche, die "hilfweise" zum Maß umfunktioniert wurden. |
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Das Solinger Tageblatt wollte es wissen und schickte Brigitte Baden, Mitglied der Hangdgeschmedden, als Liëwerfrau in die Innenstadt. Deutlich merkt man den 3 jungen Herren an, mit welcher Überzeugungskraft sie sich mit solchen Heimat-Attributen identifizieren. Jedenfalls können sie jetzt über den Begriff "Kulturschock" persönlich Auskunft geben.
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Solinger Tageblatt 22.10.03 |
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Viel zu früh starb die rege und unermüdliche Vorsitzende des Solinger Mundartvereins. SM Weihnachten 2005 |
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Vornamen Der Solinger an sich und der plattkallende im Besonderen haben eine sehr eigene Art, mit Namen umzugehen. Was sich nicht verballhornen lässt, taugt nichts. Kostproben: |
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Das Bergische Lied Ein jedes Wort:
ein Hammerschlag! Das ganze Lied: ein
einig Volk, So war seither, so ist
auch heut', Karl Stursberg |
Solinger Sprichwörter Wo die Frau kallt
für den Mann, Wir
läuven all an einen God,
Dem einen sinnen Dud Rike
Mann Kenger Twei Hahn op
der mesten, Su
den Täng, su de Häng.
Jong gefreit Lange Hoor, korten Verstangk. Arm Hippe,
froot so gout. Wiewer, Hippen,
Wengk on Glück Et es
besser, dat de Buck bascht,
Bokweten Rötsch met Olk
Wat de Bur nit kennt, dat frett hä nit.
Arm Lütt Nix is
omsüss.
He saiht, sëiht sie, |
Herausgeber: Hugo Willms
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Solinger Begriffe in englischer und französischer Übersetzung |
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Das Bergische Land hat viele Dichter - Heimatdichter. In Novellen, Romanen, in Prosa und Versen besingen und bejubeln sie meist ein Land, das vor Tatkraft strotzt und in dem die Menschen treu aber dickköpfig, fleißig aber lebenslustig, gesellig aber kritisch sind. Etliche Literatur geht historisch sorgfältig mit Ereignissen und Personen um, in vielen Büchern wird vorischtig bis massiv Kritik geübt, vor allen an den sozialen und politischen Verhältnissen. Aber vieles in der Heimatliteratur ist für heutige Verhältnisse nicht mehr nachvollziehbar, es bejubelt die Schönheit eines Landes, die zwar gegeben, aber nicht übermäßig ist. Und verherrlicht Kaiser, Volk und Vaterland in einer Art und Weise, die nicht selten peinlich oder geradezu blind erscheint. Dennoch bleibt eine Menge Lesenswertes, leider heutzutage fast nur noch in Archiven oder Museen einsehbar oder allenfalls per Zufall auf Flohmärkten oder bei eBay zu kaufen. |
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Das Bergische Land in der Dichtung Rees war Archivdirektor in Remscheid. |
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