Et Mull jeschwatt 4

Für min Heïmat hann ech gelefft.
Für min
Heïmat hann ech gebefft.
Minner
Heïmat gilt all min Strewen.
Minner
Heïmat  ben tröü ech bliëwen.

Friedrich Eugen Engels

 

Unter den Solinger Künstlern ist er einer der größten seiner Zeit. Friedrich Eugen Engels studierte in Köln Gesang im Privatunterricht, sang später unter berühmten Dirigenten wie Karajan oder Wandt, natürlich dem Solinger Musikdirektor Werner Saam; im 2. Weltkrieg gab er über 2.000 Konzerte und war Dauergast im Rundfunk - eine Art Superstar der politisch eher etwas düsteren Epoche Deutschlands. Später tingelte er durch Bäder und war Solist bei vielen Chorkonzerten; sein Fach war nicht der Schlager, sondern die so genannte ernstere Muse, Operette allenfalls, aber lieber Oper, Requiem, Konzert, Lied.


 

Friedrich Eugen Engels wurde am 4. 1. 1909 in Solingen geboren; sein Vater starb nach Verwundung im 1. Weltkrieg. Hier ein Bild mit seiner Mutter.

Auch als Heimatdichter machte sich der in Solingen und in ganz Deutschland beliebte Künstler einen Namen. Er hatte das Schleiferhandwerk von der Pieke auf gelernt. Wahrscheinlich ist es dem Dichten förderlich. Den ganzen Tag sitzt man vor der Scheibe, muss zwar konzentriert hellwach (oder routiniert betrunken) sein, um die immer und immer gleichen Handgriffe optimal auszuführen und keine Fehler zu machen, aber das Hirn ist irgendwie unterbeschäftigt. Also fängt es an zu spinntisieren, te prackesieren, wie der Solinger sagt, und macht sich mit seinen Gedanken selbständig. Kostprobe:

Süch, am Tüdderpohl de Hippe
lefft ehr Lewen an der Strippe.
Es die Kette noch so langk,
mackt es Rieten dranen krank;
treckt se tuo sech baul den Hals,
hölpen deïht datt keïnesfalls.
... --- ...
Loffer lieren van der Hippe,
die sech affengt mit der Strippe!
Es et Fuoder alt ens fried,
secher kömmt dernoh en Tiet,
wo der Pohl kömmt op en Weïd,
op der besser Fuoder steïht.

 

1984, 2. erweiterte Auflage
Druck B. Boll, Solingen

erschienen 1982

 

 

 

 

 

 

 


 

Akribisch zeichnet einer der ganz Großen der Solinger Mundartdichtung hier ein Bild des typischen Solinger Schleifkottens an der Wupper in Worten.


 

 
   

Peter Witte: Heimatleuten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

60 Jahre ist dieser Krieg vorbei. Jeder hofft, dass daraus 60 mal 60 ... mal 60, mal 60, mal 60 .. werden.

1944 wurde die Solinger Innenstadt bombardiert. Es gab viele Tote. Alt-Solingens Kern war ausgelöscht. Die Wirkung und Auswirkung des Krieges ließ kaum einen Menschen aus. Wer überlebte, war - aus damaliger Sicht - noch lange nicht "über den Berg. Der bekannte Heimatdichter, dessen Andenken in Solingen auch weiterhin gepflegt wird, schrieb sich seinen Kummer und Verzweiflung von der Seele.

 

 

 

 


1948
B. Boll, Buchdruckerei und Verlag, Solingen
Gen. WiM-NRW-B IIIa-17-25 Nr. 1982 vom 15.10.1948

 

Einer Liebeserklärung gleicht kommt diese - "in der Fremde", einer vorläufigen Unterkunft - geschriebenen Erinnerung gleich. Gleichzeitig eine Beschreibung der Zustände und eine glühende Anklage gegen jeden Krieg.

Man muss sich immer vor Augen halten, dass in jedem Krieg Menschen genau diese Schicksale erreichen, oft in Zahlen, die jede Vorstellung überschreiten.


 

Das Peter-Witte-Denkmal auf dem Alten Markt.

 

Die beiden ausgewählten nachfolgenden Gedichte sprechen für sich.

 

 

 

 

Exakt am Tage meines Geburtstages (den "nullten", um es präzise zu sagen) schrieb Peter Witte dieses:

... und nun frage ich mich doch: Für was bin ich denn wohl kompensiert worden?