Gesang & Musik 2

Singen, so belegen jüngste wissenschaftliche Studien, verlängert das Leben. Anfang 2004 meldenen Wissenschaftsredaktionen:

Singen erhöht vermutlich Immunkompetenz / Wirkungs- und Ursachenforschung im Institut für Musikpädagogik (IfMP)

FRANKFURT. Singen ist ein archaisches und elementares Ausdrucksbedürfnis jedes Menschen, manch einer hat es nur verlernt im Kontext einer teils traumatisierenden musikalischen Sozialisation. Aber auch die vermeintlich Unmusikalischen ( 'Ich kann nicht singen'-Vorurteil) singen letztlich gerne, alleine in der Badewanne oder gemeinsam: Kultiviert in Chören, emphatisch in Fußballstadien oder leicht enthemmt bei fortgeschrittenen gesellschaftlichen und privaten Feiern. Im Rahmen eines Pilotprojekts des IfMP unter Leitung von Prof. Hans Günther Bastian und Dr. Gunter Kreutz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychologie der Universität und dem Deutschen Sängerbund (DSB) in Köln wurde die Frage untersucht, ob Singen nicht nur die Stimmung verbessern, sondern sogar die Immunkompetenz erhöhen kann. Nach dem Stand der Forschung können musikalische Tätigkeiten subjektive Stimmungen aber auch physiologische Vorgänge im autonomen Nervensystem (zumeist positiv) beeinflussen. So ist zu vermuten, dass sich das Anhören von Musik anders auswirkt als eigene musikalische Aktivität.

Verstehen Sie jetzt, warum die Solinger schon immer das munterste Volk der Welt waren?

 

Sie singen seit 1801, also über 200 Jahre. Die Herren vom "Meigener", Deutschlands ältestem noch existenten Männerchor.

Und es geht das Gerücht, inzwischen seien einige der Sänger nicht mehr aus der Gründerzeit ... ! Na dann.

 



 

Tonstudio Engelsmann & Burghardt, Castrop-Rauxel

Lieder zur Besinnung
Die Nacht
Hymne an die Nacht
Wanderschaft
Volkslieder
Knick, knock, knack
Der Jäger aus Kurpfalz
Leitung: Arnold Kempkens

stereo (auch mono abspielbar)
Diese Schallplatte kann mit jedem modernen Leichtgewichttonabnehmer abgespielt werden.

 

Ehre, wem Ehre gebühret. 1979  wurde der Bergische Sängerkreis Solingen-Meigen 1801 mit der höchsten Solinger Kultur-Auszeichnung für seine Verdienste um den Gesang gewürdigt - sicherlich mehr als zu recht. Es zeugt von ernsthaftem Bemühen, über solch lange Zeiten, und vor allem schwierige Zeiten, hinweg, ein Ideal zu bewahren und immer wieder aufs Neue zu beleben. Da mag man sich über das Tradierte lustig machen, allein: es hat die Kraft, die manchem nassforschen Modernen bei weitem fehlt.

 

 

1964 übernimmt Arnold Kempkens für 3 Jahrzehnte das Dirigat und prägt Solinger Gesangsgeschichte. Nicht nur wegen ihm, sondern wegen der geschlossenen Leistung des Chors dürften Aufnahmen und Kritiken rund um den Globus bekannt, gehört und gelesen sein.

Diese Single erschien anlässlich der Kulturpreisverleihung 1979

Das Lästermaul hats einfach,

deklariert es den Männergesangsverein doch flugs zur frühesten Form der maskulinen Emanzipation. Gegen Kegeln auf der Schibbelsbahn konnte das Eheweib anstänkern, weil dies von vorne herein nach Besäufnis aussah. Doch kulturelles Gebahren in Form von Singen hochanständiger Lieder - das musste selbst das zänkischste Weib als Kultur durchgehen lassen, weil auch vom Pastor gutgeheißen. Zumal das Üben ja auch Bildung ist, Stimmbildung (dass eine Stimme feucht gehalten werden muss, nun, darüber schweigt, ach wie passend, des Sängers Höflichkeit).

 

 

Doch die Wahrheit ist eine andere,

nämlich die der Satzung aus dem Jahre 1803. Und diese Satzung erlegt Pflichten auf, die ans Militärische erinnern:

" .... zu diesem Zweck sich [die Gesellschaft] auf des Samstags Nachmittags um halb sechs Uhr in der Schule [Meigen] versammelt ...
... Jedes Mitglied zahlt alsdann drei Stüber, ... wovon der Direktor für seine Bemühungen jedes Mal 15 Stüber erhält ...
... Dagegen verpflichtet sich die Gesellschaft, jedes Mal, wenn der Direktor eine Leiche zu singen hat, ihm getreulich bezustehen ...
... wird festgelegt, daß wer Samtags um sechs nicht anwesend ist, einen halben Stüber und wer gänzlich wegbleibt, außer seiner gewöhnlichen Einlage noch einen Stüber ... zahlen soll ...
...Um aber wegen der Verspätung alle unanständigen Zankereien zu vermeiden, bleibt die Entscheidung darüber dem Direktor überlassen, weil dessen Uhr an den bestimmten Tagen mit der Turmuhr gleich Zeit haben wird ...
... Wer in Zukunft der Gesellschaft beitreten will, muß sich deshalb eim Direktor melden ... die Gesellschaft entscheidet durch Ballotieren, ob er als Mitgleid angenommen werden soll ...
... Diese Gesetze ... sollen zur genaueren Befolgung von Zeit zu Zeit vom Direktor vorgelesen werden ...

Meigen, auf der Schule, 20. August 1803
[Anm.: die Gründung erfolgte 1801]
[Anm.: Balottieren = geheim abstimmen]

 


Natürlich sind die Solinger längst in der Neuzeit angekommen, obwohl man immer sie immer noch verzweifelt darüber sinnen hört und fummeln sieht, warum eine CD auf der Rückseite partout keinen Ton von sich geben will.

Um so schönere weiß der Solinger Wolfgang Manz dem Geflügel zu entlocken. Der Initiator des "solinger piano-forum" geht meisterhaft mit den Tasten um und die Kompositionen des Wunderkindes Chopin perlen glasklar, schwebend, und haben doch zugleich den Charme unterhaltsamer Fröhlichkeit. Eine mehr als excellente Aufnahme! Vor allem durch die Auswahl der Stücke, die Chopin von seiner Seite als Salon-Komponist zeigen und sich einmal nicht der schwülstige Melodramatik des umjubelten, aber "unglücklichen" Komponisten zuwenden.

 

Live-Produktion währen des Eröffnungskonzertes des 1. SPF vom 12. 10. 99 im Theater- und Konzerthaus

KrömerMusik 03/2000

 

1978 taten sich Sänger des Merscheider Gesangvereins zusammen und traten erst im Karneval als Mundartgruppe auf. Man nimmt sich einem beachtlichen Repertoire Solinger und Bergischer musikalischer Verzählstücken an, die keineswegs nur neue Texte auf alte Melodien, sondern eigenständige Kompositionen sind. Heimatlied im besten Sinne also, nicht nur melodisch, sondern vor allem durch die Texte (bekannter Mundartautoren), die Ironisches mit Tiefsinnigem zu verbinden wissen.

Titelfoto: Karl J. Bölling, Solingen
Herstellung: Telos Studios, Solingen