Schloss Burg 2

Die Geschichte des Schlosses ist zugleich auch die der politischen Herrschaft des Herzogtums Berg. Als die Franzosen das Großherzogtum Berg annektiert hatten (um 1800), spielte es jedoch keine Rolle mehr. Der Landessitz war längst nach Düsseldorf verlegt und neue politische Gemeinde- und Verwaltungsstrukturen richteten sich nach völlig anderen Kriterien. Wären da nicht einige Lokalpatrioten (mit viel Geld) gewesen, Schloss Burg wäre heute eine der zahllosen Ruinen, die überall in Deutschland anzutreffen sind und man würde sich nur ganz vage der Bergischen Vergangenheit erinnern. Ohne jede Frage hat die Restaurierung der Burg ein "Bergisches Bewusstsein" wiederaufleben lassen.

 

Naheliegend

 

 

 

 

 

 

 

Als stilisierende Zeichnung oder als Silhouette verkörpert Schloss Burg die Idealsymbolik deutscher Burgen, bei denen der mächtige Bergfried immer Ausdruck von Stärke, Macht und Wehrhaftigkeit war.

 

Die markante Silhouette des Burger Bergfrieds wurde zum Symbol für das mittelalterliche Bergische Land. Noch heute, im Jahre 2004, wirbt Solingen als Verwaltungs-Gemeinde des ehemaligen selbständigen Grafenstädtchens im Düsseldorfer Veranstaltungskalender (und anderswo) mit der Burg als Touristenattraktion und lohnendem Ausflugsziel. Gleichwohl die Typografie an Hilflosigkeit nichts zu wünschen übrig lässt.

 

 

 

 

 

nach einer Federzeichnung von Erika Tesche-Feder

Der Rote Löwe,  Wappentier des Bergischen Landes

 

Viel, viel mehr Wappen und ein ganzes Rudel roter Bergisch-Limburger Löwen tummeln sich hier auf den Schildern:



 

Der Erbauer der Burg: Adolf I

Postkarte: Platow's Kunstanstalt, Düsseldorf

nachfolgend: Büchlein herausgegeben 1928 vom Schloßbauverein

dominant und charakterprägend: der Bergfried

Der Diebesturm: oben von innen, unten von außen

 

 

 

 

 

 

 

Jahr

Ereignis, Regent

1068 Beginn des Stammbaumes der späteren Grafen von Berg
um 1130 an der Stelle des Schlosses steht ein kleines Kastell; mit einer Wallburg am anderen Ufer der Wupper ("Knapen") wohl eine Anlage zur Beherrschung der Talstraße.
1133 Graf Adolf I. von Berg übergibt das auf einem Berg gelegene Stammschloss des Geschlechts, eine Burg nahe der Dhünn, einem Zisterzienserkonvent; dieser verlegt sein Kloster später an die Stelle des heutigen Doms/Klosters Altenberg. Danach wird auf den Trümmern des ehemaligen Kastells eine neue Burg (eben Schloss Burg) errichtet; in den Urkunden als Novus mons, novum castrum, novi montis castrum erwähnt; der viereckige Bergfried war schon damals markantes Merkmal
1140-1160 Graf Adolf II., erster regierender Graf von Berg, dessen Mitwirkung an der deutschen Politik verbürgt ist ("Ahnherr")
1160-1189 Graf Engelbert I ist Burgherr
1160 Die Schlosskapelle ist mit Sicherheit vorhanden und wird in einer Urkunde erwähnt
um 1190 Johanniter errichten eine eigene Kirche innerhalb der Burganlage
1218 Graf Adolf III. leitet den Angriff am Amiette bei den Kreuzzügen (Grafen von Berg nahmen an etlichen Kreuzzügen teil); er fiel vor Damakus
1218-1225 Graf Engelbert II., Erzbischof von Köln, baut das Schloss zur Hofburg um ("prunkende Hofhaltung"); er wurde durch Friedrich von Isenburg ermordet
13.+14. Jahrhundert Die Grafen von Berg behalten Schloss Burg als Hauptsitz, wenn auch Düsseldorf sich zur Hauptstadt des Landes entwickelte
1511 Mit dem Tode Wilhelm II. erlischt die männliche Hauptlinie des Stammes (1475-1511), das Ravenbergisch-Jülichsche Regentenhaus
1514 Kurz residiert hier Herzog Johann
1526 Prunkhochzeit von Sibylla, Tochter des Herzogs Johann III. mit Herzog Johann Friedrich von Sachsen
1539 Die Burg ist Witwensitz; unter anderem für Maria, Mutter Johann III., aber auch für unverheiratete Adelige, etwa Maria, Schwester der Sibylla
1485 Meister Heinrich von Düsseldorf gestaltet den Rittersaal, wie er sich ähnlich heute darbietet
um 1528 Johann III. von Kleve-Mark ist Herzog von Berg; etliche Umbauten erfolgen auf der Burg
1575-1605 Erweiterungsbauten; Amtsperioden von Wilhelm dem Reichen und Johann Wilhelm; es folgt der Jülich-Klevesche Erbfolgekrieg
1614 Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm besetzt das Schloss
1632 im Dreißigjährigen Krieg wird die Burg von Schweden eingenommen
1641 Der kaiserliche Oberst Sparr erobert die Burg; hessische Truppen werden vertrieben
1648 Die inzwischen dort liegenden Kaiserlichen Truppen müssen unter dem Obersten Heinrich von Plettenberg gemäß Westfälischen Friedensbeschluss abziehen und zerstören das Schloss; auch der Bergfried wird abgerissen, nur einige kleine Wirtschaftsgebäude bleiben noch bewohnbar; damit ist das Schloss in seiner Bedeutung am Ende und wird aus der Liste der fürstlichen Residenzschlösser gestrichen
um 1720 Das Schloss - es war Sitz der Kellner und Richter des bergischen Amtes Bornefeld geblieben (bis 1807) wird in einigen Teilen repariert, "verschönt"; die Burg ging später in den Besitz des preußischen Fiskus über
bis 1847 In den Überresten des Schlosses sind einige Handwerks- und Fabrikbetriebe eingenistet, Deckenfabrik, Roßmühle und Wollspinnerei werden genannt
1806 Aus direkter, langer Familienlinie der ehemaligen Grafen von Berg stammt Maximilian Joseph, 1809 König der Bayern
1849 Der preußische Staat lässt verwendbares Holzwerk in der Burg abreißen, das zum Bau des Landgerichts in Elberfeld verwendet wird
1850 Schloss Burg ist nur noch ein Trümmerhaufen
1887 Kommerzienrat Julius Schumacher aus Wermelskirchen regt einen Verein zum Wiederaufbau des Schlosses an
1890 Wiederaufbauarbeiten beginnen; S. A. Fischer ist ein sachkundiger Architekt, der sich mit rheinischen Festungsbauten auskennt und die mittelalterliche Realität mit dem damals romantischen Bürgersinn zu neuen Plänen verwob;
es sind etliche Personen, die sich aktiv und finanziell für den Aufbau einsetzen, unter anderem Herr Königs, Königlicher Landrat im Kreise Lennep, Geheime Kommerzienräte Hermann und Fritz Hardt aus Lennep, Geheimer Kommerzienrat Friedrichs aus Remscheid, Geheime Kommerzienräte Bernhard und Hasenclever aus Ehringhausen, Kommerzienrat M. A. Molineus und Adolf Werth aus Barmen; der Wiederaufbau fand in Abstimmung mit den Ämtern des Staates statt.
1892 Der Kapellenneubau wird eingeweiht, in den Folgejahren etliche andere Teilstücke der Burg; die Rekonstruktion erfolgte nach einer Zeichnung aus dem Jahre 1715; neben privaten flossen Zuschüsse / öffentliche Gelder in den Wiederaufbau
1899 Durch Wiederaufbau von Toren und Mauern erhält das Schloss (Innenteil) seinen Burg-Charakter zurück; in diesem Jahr besucht der Kaiser Wilhelm II. (nach Besichtigung der Kaiser-Wilhelm-Brücke, Müngstener Brücke) das Schloss - es ist ein Stammsitz seiner Ahnen !
1905 Unter Leitung des Architekten Blaue werden maßgebliche weitere Gebäudeteile des gesamten Burg-Komplexes hinzugefügt; bis zum Jahr 1910 werden 1.204.500 Mark in den Wiederaufbau gesteckt - eine ernorme Summe; dies wäre nach heutigen Verhältnissen fast undenkbar.
1911 Innerhalb der Burg wird eine Jugendherberge eingerichtet, mit 16 Feldbetten und 24 Hängematten.
1912 Die äußeren Umfassungsmauern werden gebaut, der Burgbezirk ist damit umfriedet; jährlich kommen weit über 100.000 Besucher in die Burg
1920 Ein Feuer zerstört erhebliche Teile des Schlosses; das Bergische Landesmuseum brennt vollständig aus und verliert wertvolle Exponate; es setzt eine Welle der Hilfsbereitschaft ein, um durch Geld- und Sachspenden den mühevollen Wiederaufbau nicht zu gefährden
1927 Nachdem neue Museumsräume eingebettet worden sind, ist der Wiederaufbau praktisch beendet und die Anlage als touristische Attraktivität weithin bekannt; etliche hunderttausend Besucher belohnen die Mühen des Wiederaufbaus
 

Zeichnung aus dem Jahre 1715 von Prof. E. Phil. Ploennies im Auftrag des Kurfürsten Johan Wilhelm für eine Landesaufnahme der niederrheinischen Herzogtümer

 

Lageplan Schloss Burg und Burg an der Wupper um 1925



 

Kunstverlag Siegfried Bäcker, Cassel [digital bearbeitet]
Poststempel 29. Okt. 1913

 

Der Schlossgeist geht, der gute Geist. 25 Jahre hat dieser Mann das damals sehr betuliche und museal-langweilige Schloss mit neuem, interessanten Leben gefüllt. Seine Idee, vor allem Handwerkermärkte oder Ritterlager anzusiedeln (und noch viel mehr) hat Schloss Burg zu einem attraktiven touristischen Mittelpunkt des Bergischen gemacht. Ihm haben Objekt, Ort und Land viel zu verdanken, er hat die Sache mehr als gut gemacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SM 4.5.05