Zugig 2

Der Hauptbahnhof von Solingen ist Solingen-Ohligs. An dem halten sogar richtige Züge. Und einige der guten alten IC-Zeit waren sogar lokalpatriotisch benannt. Neuerdings existiert Schienen-HighTech mit dem stolzen Namen "Solingen", ein ICE-Zuggespann (nicht mehr die Fahrbahnverbindung, wie früher, sondern explizite Triebkopf-Waggon-Einheiten werden heute namentlich benannt).

 

Die Schilder sind echt, aber nicht im Zug geklaut, sondern bei eBay ersteigert.

Leider ist der Deutschen Bahn der Halt in Solingen-Ohligs, dem eigentlichen Solinger "Hauptbahnhof", kein Eintrag im Zuglaufschild wert.

Doch wenigstens halten auch heute die ICEs auf der Strecke Dortmund - Wuppertal - Köln - Neubaustrecke Westerwald - Frankfurt/M Airport - Karlsruhe - Basel in Solingen-Ohligs. Fahrzeit Ohligs-Basel nun nur noch knapp über 4 1/4 Std.
Die schnellen Schienflitzer nach Berlin werden ab Wuppertal Hbf erreicht; von Ohligs auch nur ca. 4 1/4 Stunde entfernt.
Hamburg ist durchgehend in 3 3/4 Std. erreichbar, München exakt 5 Stunden "weit". Schneller, nämlich in 4 3/4 Std. ist man dagegen in Paris. Nur Wien liegt mit knapp über 9 Stunden fast schon hinter dem Horizont, nach Rom muss man glatte anderthalb Tage einplanen. Dafür muss man nach Athen, Griechenland, 44 Stunden Fahrzeit, überraschender Weise nur 4 mal umsteigen. Übrigens, nach London nur 2 mal und in 6 1/4 Stunden ist man dort. Oberammergau dauert 1/2 Stunde länger und ist einmal mehr Umsteigen. Moskau dagegen ist für 32 Stunden zu haben, auch nur 2 mal Zugwechsel.
18 3/4 Stunden, 4 mal umsteigen, ist das Nordkap entfernt und in 31 Stunden, auch 4 mal umsteigen, sind Sie in Palermo, Sizilien. Womit mathematisch bewiesen werden kann, dass Solingen zu rund 12 Prozent nördlich der Eisenbahn-Mitte Europas liegt, wenn Sie mal bitte nachrechen ...

 

 

Gutenberg in Solingen?

Kein Problem, täglich sogar zwei mal.

Bei allen Verbindungen war Solingen-Ohligs nie auf dem Zuglaufschild angegeben, das in jeder Türe eines ICs steckte.

 

 

 

 

 

 

 

Gutenberg brachte ja manches Wunder zu Stande. Als Zug auch das, von Dortmund nach München zu fahren, aber nur von Stuttgart wieder nach Dortmund zurückzukehren. Weiß der Fust oder der Schöffer*), warum der Zug zwischen der Bayern- und Schwaben-Metropole irgendwie nicht einsatzfähig ist.

 

 

 

 

*) Insiderscherz für Kenner der Druckgeschichte. Grämen Sie sich nicht, wenn sie ihn nicht verstehen oder schauen Sie in der Geschichte nach:




 

Mit diesem Zuglaufschild kann bewiesen werden, dass Solingen an der interessantes und bergischsten Intercitystrecke Deutschlands liegt.

 

Diesen Zug hat es wirklich gegeben. Einen Tag lang, zur Feier der Restaurierung des Bahnhofes Rittershausen in Wuppertal. Sie kennen den Bahnhof nicht? Des Rätsels Lösung: schon seit langem heißt der Bahnhof ganz einfach "Wuppertal-Oberbarmen".

Die "Riesenbrücke" ist längst zum Solinger Wahrzeichen geworden. Als sich ihr Einweihungstag zum 100. Male jährte, wurde ein "Brückenfest" durchgeführt (und bis jetzt jährlich wiederholt). Nostalgische Dampfloks zogen Oldtimer-Wagen mit tausenden begeisterter Menschen über den "kleinen Bergischen Ring"; inzwischen heißt der reguläre Nahverkehrszug, der im Taktverkehr diese Strecke befährt, auch im offiziellen Fahrplan der Deutschen Bahn "Der Müngstener".

 

 

Manche Züge blieben eben halt nur ein Traum ...

 

Genau so qualmten sich früher die Dampfloks von Ohligs nach Solingen und weiter nach Remscheid hinauf. Ihr rhythmisches Fauchen war oft weit zu hören und als Kinder liefern wir auf der "Teufelsinsel" immer zum Bahndamm, um die mächtigen und imposanten Loks mit den rumpelnden Wagen vorbeifahren zu sehen und zu hören. Am Schönsten aber war es auf der kleinen Brück, die von der Kirschbaumer Straße auf die SBV-Siedlung "Teufelsinsel" führt: man konnte sich so herrlich in den stinkenden Qualm einlullen lassen: "Volle Pulle" Kohlenstaub ins Gesicht geschleudert - kein Wunder, wenn abends Baden im Kübel angesagt war (das alles war um 1952:).

Franckh-Verlag, Stuttgart-O.